Von Chojnice nach Starogard Gdanski, 74 km, 3.57 Std. im Sattel
Wie schon erwartet, gaben uns unsere Matratzen rechtzeitig um 6.30 Uhr einen Tritt und wir flogen unter die Dusche. Exakt um 7.55 Uhr saßen wir im 1. OG des Rathauses und niemand kam. Man wartete draußen auf uns. Die Deutschen sind immer so pünktlich, hieß es verwundert. Im Bürgermeisterbüro dann: Neben Chef Arseniusz Finster seine beiden Stellvertreter, natürlich Joanna (genannt Asia) Gappa, die perfekte Dolmetscherin, Marek Czajka, Vorsitzender des Partnerschaftsvereins Emsdetten/Chojnice, der Vorsitzende des Radsportclubs (er hat schon über 100.000 km (!!!) geradelt und Pressevertreter. Kaffee und Plätzchen standen bereit, wir saßen in lockerer Runde und ebensolcher Athmosphäre zusammen. Wir gaben natürlich gerne über unsere Tour Auskunft und die Unterzeichnung der Urkunden fand im Blitzlichtgewitter statt. 45 Min. nahmen sich die Bürgermeister Zeit für uns! Mit besten Wünschen für die weitere Tour und dem Auftrag alle herzlich zu grüßen, natürlich hatten wir auch die Grüße von "unseren" Bürgermeistern Wilfried Roos, Georg Moenikes, Antanas Cerneckis, den Partnerschaftsvereinen und allen Saerbeckern und Emsdettenern übermittelt, auf die Weiterreise geschickt. Zum Abschied umrundeten wir noch einmal den Brunnen vor dem Rathaus mit unseren Drahteseln und Asia und Marek winkten uns lange nach. Die Sonne lachte dazu, 100 weiße Taschentücher flatterten am Himmel, wir verließen viele neue Freunde!!! Bei dieser einmaligen Stimmung wäre es fast unmöglich gewesen, dass wir mit Blitz und grollendem Donner die Stadt verlassen hätten... Es passte einfach alles. Ein ganz herzliches Dankeschön sagen wir allen, mit denen wir in den letzten Tagen Kontakt hatten!!! Es war einfach super. Voller Euphorie lenkten uns unsere Garmin Richtung Starogard Gdanski. Liebe Leser, ist es Euch auch schon mal so gegangen, dass Euch morgens eine Melodie einfällt, die Euch den ganzen Tag verfolgt? Mich verließ eine Melodie aus der Operette "Der Bettelstudent" von Carl Millöcker nicht und ich fragte mich immer wieder, wie konnte Millöcker im Jahre 1882 Asia Gappa bereits beschreiben mit einer schönen Arie in der es immer wieder heißt:...der Polin Reiz ist unerreicht..... Asia, Dir noch einmal einen herzlichen Glückwunsch zum Muttertag, der heute in Polen begangen wird! Die Straße war heute gut befahrbar durch einen kleinen Streifen rechts neben dem Randstreifenstrich. 2 lange Baustellen, in denen Rechtecke aus der Fahrbahn gefräst wurden in allen möglichen Größen veranlasste uns, die nur halbseitig befahrbare Straße nicht unbedingt mit LKW´s zu teilen, sondern einen Geschicklichkeitsparcours für Fortgeschrittene um die Löcher herum zu absolvieren. 2 Bauarbeiter regelten mit Fahnen und Sprechfunk, also Ampelersatz den Verkehr. Nach der 2. Baustelle versiegte der uns überholende Verkehr, die km-lange Schlange in unserer Gegenrichtung wartete darauf freie Fahrt signalisiert zu bekommen. Da nehme ich doch aus dem Augenwinkel ein Nummernschild wahr : ST- !!! (Unser Heimatkreis Steinfurt) Vollbremsung, runter vom Sattel und laut "Hey" gebrüllt. Ein junger Mann schaut mich konsterniert an, erst auf meine Handbewegung Fenster runter öffnet sich dieses. "Ich bin aus Saerbeck" "Was??? Ich bin aus Riesenbeck" (Nachbarort von Saerbeck) "Wir sind per Rad unterwegs von Saerbeck nach Litauen" "Waaaas??? Ehrlich???" Dann musste er mit der sich langsam in Bewegung setzenden Schlange mitfahren. Ich denke, der Riesenbecker denkt jetzt noch darüber nach, ob er vielleicht eine Fata Morgana gesehen hat oder ein Sekundenschlaf ihm einen komischen Traum bescherte... 200m neben der Straße lag etwas großes Braunes auf einem frisch bestellten Acker. Wieder Vollbremsung, Fernglas herausgekramt: Ein Damwild Alttier nutzte die pralle Mittagssonne und wärmte sich das Fell auf. Die polnische Speisekarte hier im Hotel brachte nicht den gewünschten Überblick über das umfangreiche Angebot. Aber mit Händen und Füßen kristallisierte sich dann doch eine gebratene Forelle heraus, die hervorragend mundete. So pfeift nun schon die Matratze nach uns und wir werden diesem Ruf folgen. Wieder geht ein ereignisreicher Tag für uns zu Ende, der uns mit großer Dankbarkeit erfüllt!!! Fortsetzung folgt...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen