Dienstag, 24. Mai 2011

Königsetappe, die 13.

Von Miedzychod nach Gajewo, 81 km, 4.03 Std. im Sattel.
Liebe Leser und innen,
ihr habt uns anscheinend alle in Euer Abendgebet eingeschlossen! Denn kaum hatte ich gestern meinen Bericht oder Blog, (kommt vielleicht von Schreibblock?) hochgeladen, da sauste das Blitz- und Donnerwetter über den See auf die Hotelterrasse zu und schob waagerecht einen Wolkenbruch unter das Überdach. Das kam so plötzlich, dass die ca. 20 Gäste hochflüchtig, nur ihre Biergläser rettend im Inneren des Etablissementes verschwanden. Ich rannte, nix schwere Beine, 2 Stockwerke nach oben, schloss unser Zimmer auf und knallte mit einem mutigen Hechtsprung die Balkontür zu. 1 qm Teppich waren schon klatschnass und ein Handtuch musste herhalten um weitere Schäden zu verhindern. Morgens um 5.oo Uhr drohten immer noch dunkelste Wolken zu uns herein, um 7.00 Uhr lachte die Sonne und das legte sich auch den ganzen Tag nicht. Danke für Eure Mithilfe. Auch Bio-Energie-Wilfried hats anscheinend wieder gerichtet: Westwind! Noch mal danke! Das war eine richtige Entspannungsetappe, fast ausschließlich gute Straßen, zum Teil auch mal ne Hauptstraße. Dort ist die Konzentration dann wieder ganz hoch zu halten, wir wollen schließlich nicht mit unseren Lenkern unschöne Kratzspuren an LKW Aufbauten hinterlassen... Zunächst 30 km nach Norden, dann Rechtsschwenk nach Osten und ohne große Anstrengung kam dabei eine Durchschnittsgeschwindigkeit von knapp über 20 km/h heraus. Nach 2 Tagen mit leichten Sitzproblemen haben wir wohl dazu gelernt. Vorgestern auf der flachen Oderdeichetappe waren wir so begeistert vom schnellen Fahren, dass wir unsere einmal eingenommene Sitzposition über ca. 2 Std. nicht veränderten. Ein Fehler, da die Punktbelastung sicher zu Durchblutungsstörungen führt. Jetzt ändern wir alle paar Minuten den Druckpunkt auf dem Sattel um 1 oder 2 cm. Und siehe da, das Sitzteil des Körpers dankt es. Einige äußerten im vorfeld, wir müßten doch vor Langeweile umkommen, 3 Wochen ödes trampeln und der sture Blick auf holprige Landstraßen, Radwege, Kattenköppe (=Kopfsteinpflaster)...usw... Ha, ich kann nur befreit lachen: wir fahren in einem Konzertsaal, Nachtigallen ohne Ende (darauf gehe ich gleich noch mal ein), Lerchen, Pirole, Amseln und Singdrosseln sowieso, Schwarzsspecht, Buntspecht und noch viele andere muntere Sänger unterhalten uns unentwegt. Dazu sehen wir Störche, sogar Kraniche, Wildschweine, Rehe, Wiedehopfe. Hinzu kommt die immer wieder abwechslungsreiche Landschaft. Langeweile, was ist das??? Zu erleben, wie bei Windunterstützung die Straßenbäume in die andere Richtung an uns vorbeigaloppieren, auch die Felder haben es eilig in die Gegenrichtung zu verschwinden. Wie die kleinen weißen Federwölkchen miteinander am Himmel spielen, Schleier ausbreiten, sich keck aufrichten und plötzlich ganz breit grinsen, sich eine Bart wachsen lassen oder andere ulkige Gestalten annehmen kann gar keine Langeweile aufkommen lassen. Mit dieser Einstellung fährt den ganzen Tag eine positive Euphorie mit und das Ziel kommt immer näher. Sagte ich schon, die
1 0 0 0 km Marke ist überfahren!!! Jetzt sind wir bei Fam. Warnke auf einem Bauernhof unterbebracht, also was Hansi alles für Unterkünfte gefunden hat ist unglaublich! "Warum sprechen Sie so ein perfektes Deutsch, Frau Warnke (79 Jahre alt)?" "Na, ich bin D e u t s c h e! Der Krieg ist über uns hinweggezogen und wir sind einfach da geblieben. Mein Mann, leider schon vor 20 Jahren verstorben war unter den Polen 39 Jahre Bürgermeister." Man glaubt kaum, was man da hört. Eine absolut interessante Frau, das Interview wird man in meinem Film sehen können.
So langsam schreibe ich mich in Euphorie und Euch wird es vielleicht langweilig, wer hat schon die Zeit, sich meine geistigen Ergüsse mit Verstand durchzulesen? Also will ich lieber mal Schluss machen, die Sache mit den Nachtigallen verschiebe ich mal. Übermorgen um 15.00 Uhr werden wir vom Bürgermeister in Chojnice empfangen. Wir sind schon sehr gespannt! Da fällt mir doch noch etwas Wichtiges ein, das ich euch nicht vorenthalten möchte: Heute Nacht musste ich doch tatsächlich eine Dopingkontrolle über mich ergehen lassen. Na ja, bei Ausdauersportlern sicher nichts ungewöhnliches. Und dass die "Mitarbeiter" der NADA (Nationale Antidopingagentur) uns problemlos finden konnten war bei Hansis Technik mit jederzeitiger Standortbestimmung problemlos möglich. Also wurde bei mir auf dem Handrücken Blut entnommen, auch noch so unprofessionell, dass die Hand ganz dick ist und ich eine richtige Teigpfote habe. Aber auch zur Sicherheit aus den Füßen, den Beinen und und und... Ganz interessant ist, das keine Mücke sich für blaues königliches Geblüt interessierte, alle wollten nur Diesel...
Leider ist hier kein Netzempfang, so dass der Bericht erst morgen hochgeladen werden kann! Bleibt uns gewogen.

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