Samstag, 25. Juni 2011

Unsere Navi-Technik

Nachdem mein Radweggefährte Heribert unsere Erlebnisse so anschaulich und unterhaltsam beschrieben hat, möchte ich hier auf unsere technische Ausrüstung kommen. Gemeint ist die Tatsache, dass wir unseren Weg vollständig ohne die Hilfe von Papierkarten befahren haben und uns abends keine ernsthaften Gedanken über den nächsten Tag machen mußten. Wie war das möglich? Die Antwort: Mit Hilfe von GPS. Nachdem dieses Zaubermittel inzwischen fast in jedem Auto seinen Platz gefunden hat, beginnen sich entsprechende Navigationsgeräte vereinzelt auch ihren Platz bei der Durchführung von Radtouren (und Wandertouren) zu erobern. Momentan kann man noch nicht davon ausgehen, die gewünschte Route ohne Vorbereitung am Computer durch einfachen Knopfdruck am Navi befahren zu können, doch, wer sich wie ich die Mühe macht, den derzeitigen Entwicklungsstand dieser Technik zu nutzen, kann auf seinen Radtouren vollständig auf Papierkarten verzichten und weiß dennoch jederzeit, wo er sich gerade befindet. Im Internet findet der interessierte Leser reichhaltige Informationen, um die Methode des Tourenplanens usw zu erlernen, sodass ich an dieser Stelle ausschließlich Hinweise darauf geben werde, wo diese Infos zu finden sind:
Wir beide nutzten während der Tour Navigationsgeräte der Firma Garmin. Diese Geräte (GPSMap60, Nachfolger ist GPSMap62) zeichnen sich erstens durch ihre Robustheit und zweitens durch die Tatsache aus, dass sie Kartenmaterial anzeigen können, das kostenlos im Internet verfügbar ist. Das Kartenmaterial basiert auf den Daten des Projektes OPENSTREETMAP, mit dem schlaue Köpfe eine Möglichkeit geschaffen haben, die Kartendaten der gesamten Erdoberfläche durch jeden von uns zusammenzutragen und ebenso jedem von uns zur Weiterverwendung anzubieten, und zwar völlig kostenlos. Es beteiligen sich inzwischen viele freiwillige Begeisterte an diesem Projekt und haben z.B. in Deutschland eine Datenbank ermöglicht, die ein kommerzieller Hersteller an Aktualität und Genauigkeit kaum bieten kann. Aus dieser Fülle von Informationen wurden neben anderen Karten auch routingfähige Fahrradkarten erstellt, die bei der Planung der Radstrecke auch wirklich die vorhandenen Radwege nutzen und Autostraßen soweit wie möglich meiden. Ich habe bereits während der Tourvorbereitung am PC die entsprechende Radstrecke zum Reisebüro in der Nachbarstadt geplant, ohne jemals vorher dort gefahren zu sein. Unser Navi führte uns am betreffenden Tag entsprechend der geplanten Route auch durch Neubausiedlungen über kleine und unscheinbare Radwege, die wir ohne diese Hilfe nie und nimmer gefunden hätten und uns viel Zeit einsparten.
Angespornt durch diese Erfahrung war ich mir sicher, dass diese Art der papierlosen Navigation auch auf größeren Strecken funktionieren sollte...und sie funktionierte !!
Wer sich also für weitergende Informationen zu dem Thema interessiert, den möchte ich hier auf einige Seiten verweisen:
  • Anfänger, die mithelfen möchten, Kartenmaterial zu verbessern, finden hier Infos
  • Übersicht Radfahrkarte
  • Kartenmaterial zum Download und zur Installation (wird wöchentlich aktualisiert!) z.B. hier (Tourenradler) und hier (MTB-Fahrer).
  • Man kann auch Karten direkt auf die SD-Karte des Navis kopieren: siehe hier
  • Hiermit verschaffe ich mir einen Überblick über den Schwierigkeitsgrad geplanter Touren! Kann auch hervorragend zur Dokumentation aufgezeichneter Strecken genutzt werden.
Dies soll nur ein Anstoß sein, ansonsten einfach mal googeln !

Montag, 6. Juni 2011

Keine Königsetappe, kein radeln, nur noch feiern!!! Schlussbericht

So, das letzte Stündlein meiner Berichterstattung beginnt zu schlagen. Zu Hause in Saerbeck, an der eigenen Tastatur. Saerbeck hat uns wieder seit 14.00 Uhr. Begonnen hat der allgemeine Aufbruch der fliegenden Gemeinschaft um 3.15 Uhr heute morgen. Pünktlich um 4.00 Uhr verließ der Bus nach inniger Verabschiedung durch die zahlreichen Gastfamilien den Platz vor der riesigen Kirche und dem Rathaus in Rietavas. Der Flughafen der lettischen Hauptstadt Riga war nach ca. 4 Std. erreicht, der Ryanair-Flieger (Boing 737-800, 198 Sitzplätze) startete vollbesetzt und pünktlich Richtung Weeze/Niederrhein. Für mich immer wieder faszinierend ist die Schubkraft, die dieses 100 Tonnen schwere Fluggerät schneller beschleunigt als ein Porsche es kann! Wir waren noch nicht mal 1 Std. zu Hause, da tat sich ein gewaltiges Gewitter auf und innerhalb einer halben Stunde kamen 10 Liter/qm Regen auf die ausgedörrte Erde runter. So etwas haben wir in den vergangenen 3 Wochen während wir auf dem Fahrrad saßen nicht erlebt. Aber das ist ja nur die Schilderung vom Rückreisetag. Es gab ja auch noch Tage vorher seit meinem letzten Eintrag!!! Der Freitag begann mit einer festlichen Messe um 10.00 Uhr. Zum Schluss wurden Hansi und ich zum Altar gebeten und wir konnten die beiden Schecks von der Sparkasse Saerbeck und der Volksbank Saerbeck überreichen. Es sind unglaubliche (über) 3.000,-- Euro (Dreitausend!!) an Spenden und „km-Sponsorengeldern“ für die Arbeit im Altenheim in Rietavas zusammen gekommen!!! Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, mich bei Allen, die dazu beigetragen haben ganz ganz herzlich zu bedanken. Wir hätten nie gedacht, dass so eine große Summe zusammen kommt!!! Der feierliche Festakt anläßlich des 10-jährigen Bestehens der Partnerschaft zwischen Saerbeck und Rietavas und des 5-jährigen Bestehens der Partnerschaft zwischen Rietavas und der lettischen Stadt Gulbene enthielt viele Ehrungen für Menschen, die sich um diese Freundschaften verdient gemacht haben. Eine besondere Ehrung wurde unserem Bürgermeister Wilfried Roos und dem langjährigen Vorsitzenden des Partnerschaftsvereins Hermann-Josef Willebrandt zuteil: Sie wurden beide zu Ehrenbürgern von Rietavas ernannt!!! Nachmittags wurden wir dann mit einem hochklassigen Konzert von verschiedensten Musikern aus Rietavas verwöhnt. Wir sind sehr beeindruckt von der hohen Qualität der Vortragenden. Bei mir rief besonders der Auftritt eines ca. 10-jährigen Jungen eine Gänsehaut nach der anderen hervor, der mit unglaublichem Stimmvolumen die Zuhörer zum Luft anhalten brachte! In Sachen Kultur steht Rietavas auf einem ganz hohen Niveau. Abends ging dann die Party ab… Für mich als begeisterten Tänzer ein totales Highlight. Ich möchte mich bei allen Tanzpartnerinnen entschuldigen, die ich vielleicht etwas aus der Puste gebracht habe… Nach kurzer Nacht wurde am Samstag feierlich das Jugendheim eröffnet. Es erstrahlt in vollem, neu renovierten Glanz und bietet für die offene Jugendarbeit eine hervorragende Grundlage. Und Direktorin ist die in Saerbeck noch sehr gut bekannte Virginia, die hier ein Jahr bei der Kolpingfamilie mitarbeitete, perfekt Deutsch spricht und vor Ideen nur so übersprudelt. Sie wird das Jugendheim sicher auch mit dem bei uns in Saerbeck erworbenen Wissen erfolgreich leiten. Wo wir gerade bei dieser äußerst sympathischen Virginia sind. Verehrte Leserschaft, könnt ihr Euch eigentlich vorstellen, was es bedeutet, wenn eine große Festversammlung aufeinander trifft, die so grundverschiedene Sprachen wie Deutsch und Litauisch spricht? Hier sind Dolmetscher gefragt, die rund um die Uhr ansprechbar sind. Eine war Virginia, die ihre in Saerbeck erworbenen und durch ihr Germanistikstudium vertieften Deutschkenntnisse perfekt anwenden konnte, die zweite war Vaida Wünsche, den Saerbeckern ja allen bekannt. Die nicht zu unterschätzenden umfangreichen Ansprachen der Offiziellen jeweils zu übersetzen ist eine großartige Leistung, die man gar nicht hoch genug einschätzen kann. Zum Teil hat Vaida dann auch noch die lettischen Ansprachen übersetzt. Da sie nicht die lettische Sprache spricht wurde dieses dann auf russisch abgehandelt. Vaida, alle Achtung vor Deiner Leistung. Spassiva und Ačiū!!! Ich kann gar nicht alle Punkte schildern, die wir erlebten. Die nicht dabei waren, haben wirklich etwas verpasst. Bei einem reifenquietschenden Auto-Geschicklichkeitsrennen jagten aufgemotzte und getunte Hoch-PS-Flitzer über den vor dem Rathaus gesteckten Parcours und die Bürgermeister von Saerbeck, Rietavas und Gulbene sowie Vaida Wünsche „durften“ als Beifahrer einmal mitfahren. Vaida blieb auch nichts erspart… Und Harald fragt sich wahrscheinlich, warum Vaida mit blauen Flecken übersät nach Hause kommt. Eine Saerbeck-Allee (Zarbeko-Aleja) gibt es nun auch in Rietavas, feierlich wurde das Straßenschild von Wilfried Roos und Antanas Cerneckis enthüllt. Abends dann das gemütliche Beisammensein mit unseren gastgebenden Familien und wir dürfen sagen: Freunden! Aus meiner Sicht: Leider wurde nicht mehr getanzt… Gegen 22.00 Uhr brachen die beiden Kleinbusse Richtung Saerbeck auf mit der wertvollen Fracht unserer Friedensreiter-Drahtesel beladen. Ich darf zurück schauend sagen, dass diese Reise mit dem Fahrrad über die weite Strecke ein einmaliges Erlebnis war. Die vielen Kontakte mit fremden Menschen, die wir erlebten, die herzliche Begrüßung in Jastrowie/Polen (Partnerstadt von Steinfeld), als uns Radler des Vereins „Stramme Kette“ erwarteten, die herzlichen Empfänge in Choinice (Partnerstadt von Emsdetten) und überwältigend in Rietavas werden uns immer im Gedächtnis bleiben. Wir leben in einer glücklichen Zeit, können Grenzen problemlos überwinden, dürfen und sollen Kontakte schließen mit Menschen in anderen Ländern, gewinnen Freunde, wir müssen uns nur dazu aufraffen und diese Gelegenheiten beim Schopf fassen. Sind wir uns eigentlich bewusst, wie gut es uns geht??? … Morgen werde ich mal wieder das vernachlässigte Rennrad satteln und zur „Entspannung“ über den Teuto fahren, ich bekomme sonst Entzugserscheinungen… Mich wundert, dass mein müdes Haupt nicht schon auf die Tastatur gesunken ist und ich still vor mich hinschnarche. Aber die Euphorie, die das Erlebte (nicht nur) bei mir ausgelöst hat, hält mich munter. Haltet Euch auch so. Und Dank an alle treuen Leser, die auch diesen letzten meiner Berichte noch bis hierhin in sich aufgenommen haben!Nun ist es Montag, 00.41 Uhr und ich sage ganz leise: Gute Nacht

Donnerstag, 2. Juni 2011

Koenigsetappe, die letzte!!!!!!!

Von Klaipeda nach Rietavas, 60 km

Verehrte Leserschaft!
Wir haben es geschafft!!! Wir sind in Rietavas angekommen. Ueber 1.700 km mit den Fahrraedern. Ich schreibe auf einer litauischen Tastatur, da fehlen einige Buchstaben oe, ue usw. Um 18.00 Uhr sollten wir an der Ortsgrenze empfangen werden. Ploetzlich kam uns Blaulicht entgegen, ca. 10 km vor Rietavas, gleich 2 Polizeifahrzeuge. Dazwischen 25 in Gelb gekleidete Radler, die uns zujubelten!!! Virginia, die ein Jahr in Saerbeck verbrachte war die perfekte Dolmetscherin. Von allen wurden wir herzlich begruest, ein Akkordeonspieler unterhielt die Gruppe, wir mussten erzaehlen und 100 Fragen beantworten. Dann wurden wir nach Rietavas eskortiert, trafen um 19.00 Uhr gleichzeitig mit den Busreisenden und den weiteren Fahrzeugen aus Saerbeck ein. Was war dort ein Stimmung! Eine Musikkapelle spielte, herzlichste Begruessung von ueber 100 Menschen . Ansprachen von den Buergermeistern aus Rietavas, Saerbeck und der lettischen Partnerstadt. Wir beiden Radler wurden extra geehrt, erhielten ein T-Shirt mit der Landkarte und der Route unserer Tour und eine Schaerpe. Dann wurde feierlich die von uns mitgefuehrte Urkunde vom Buergermeister von Rietavas unterzeichnet, so dass nun alle 5 Unterschriften komplett sind. Unterschrieben von den Buergermeistern aus Ferrieres, Saerbeck, Emsdetten, Choinice und Rietavas. Wir hoffen, mit unserer Aktion zur Verstaendigung unter den verschiedensten Menschen einen kleinen Beitrag geleistet zu haben. Nach litauischer Tradition wurde allen Brot mit Salz, dazu ein Klarer gereicht. Wir wurden Irena und ihren Eltern "zugeteilt", haben vorzueglich gespeist und Annelie sitzt mit unserer Gastgeberfamilie draussen im grossen Garten bei koestlichem Bier. Wir sind wieder einmal von der grossen Gastfreundschaft und Herzlichkeit der Menschen ueberwaeltigt! Morgen ist ab 10.00 Uhr bereits volles Programm, das dann anhalten wird bis naechsten Tag zum wecken... Mal sehen, wann ich in der Lage sein werde erneut zu schreiben. Wir sind jetzt einfach nur gluecklich!!!! Denkt morgen an uns!

Mittwoch, 1. Juni 2011

Königsetappe, der Reservetag

Von Klaipeda nach Palanga und zurück, 55 km, 2.17 Std. im Sattel

Vorsichtshalber hatten wir einen Reservetag in die Tour eingebaut, der uns bei evtl. größeren Reparaturen nützlich hätte werden können. Wir haben ihn zum Glück nicht benötigt. So konnten wir heute von Klaipeda aus nach Palanga radeln. Oh, welche Freude, welche Freude!!! Nach den 3 wie im Fluge vergangenen Wochen durfte ich wieder meine liebe Frau in die Arme schließen!!! Und der ganze Schub Saerbecker, die per Flugzeug angereist sind stand ebenfalls zu unserer Begrüßung parat, voll des Lobes über unsere Leistung. So gab es einen Nachmittag, ausgefüllt mit berichten und erzählen. Und was soll ich noch über das Wetter schreiben? Frischer Wind aus West blies uns Richtung Palanga, frischer Wind aus Ost schob uns am Abend zurück nach Klaipeda!!! Noch Fragen dazu? Ich könnte sie nicht beantworten, ich finde es einfach nur unglaublich! ... So langsam kommt Wehmut auf, weil diese grandiose Tour sich dem Ende zuneigt. Ein letztes Mal teilen Hansi und ich uns das Schlafgemach, morgen darf ich bei Annelie wieder mit unter die Decke. Und diese Berichte werden nun auch versiegen. Ob ich morgen noch dazu komme zu schreiben, ist noch nicht klar, auf jeden Fall wird es noch einen Abschluss meiner Berichterstattung geben. Also schaut noch mal rein ins Internet. Wir werden morgen um 18.00 Uhr jedenfalls in Rietavas empfangen. Und dann schaun mer mal... Ganz herzliche Grüße an meine treuen Leser!

Königsetappe, die 21.

Von Lesroy nach Klaipeda, 108 km, 5.49 Std. im Sattel

Die komplette Kurische Nehrung mit dem Fahrrad zu durchmessen hat schon was! Insgesamt sind das ca. 120 km, von denen wir heute auf 108 km unsere Treckings bewegten. Damit war das heute die längste Etappe. Und wir haben es beinahe nicht gemerkt. Denn 100 km schrecken uns nicht mehr! Wir sind trainiert und fit. Die Abfertigung an der russisch-litauischen Grenze ging zügig, an einen dt. Reisebus aus Bad Segeberg bin ich herangetreten mit der Aufforderung: "Hier ist jetzt die Deutsche Passkontrolle, her mit den Pässen!" Die haben sich ausgeschüttet vor Lachen. Den vorne sitzenden habe ich kurz unsere Tour erläutert und als ich mich dann verabschiedete griff die Reiseleiterin sofort zum Mikrofon und hat allen noch mal unsere Geschichte erzählt. Hansis Aufkleber mit der Internetadresse des Partnerschaftsvereins haben wir natürlich auch gleich mal überreicht. Wieder neue Fans gefunden! 4 km nach der Grenze bogen wir nach Nidda ab, Hansi hatte Kohldampf und ich radelte zum Thomas Mann Haus um das zu besichtigen. Kostet ja nur 1,20 Euro umgerechnet, ja umgerechnet. Dazu braucht man dann aber ein paar Litas. Wieder flirtete ein Geldautmat mit mir um mich dann schnöde zu versetzen, aber schon der 2. spuckte die gewünschte Menge bares aus. Aber zu spät für den Nobelpreisträger, der von 1930 -32 das Haus als seine Sommerresidenz nutzte, mit Blick von hoher Düne auf des Haff. Bei so einer Aussicht können einem Schriftsteller sicher gute Einfälle kommen. Noch auf russischer Seite haben wir Rossitten besucht. Mich interessierte, wie gestern schon erwähnt, die Vogelwarte. Haben wir auch tatsächlich gefunden, aber es gibt leider keine Besichtigungsmöglichkeit oder Informationen. In Nidda ist der R 1 auch wieder super ausgeschildert, allerdings heißt er hier 10. Ich hatte mir kurz vor der Grenze an einem russischen Rastplatz geräucherten Fisch gekauft für meine letzen Rubelchen, 180 an der Zahl, das sind ca. 4,50 Euro. Wie verhandelt man in so einer Situation? "Sprechen Sie Deutsch or english??" "Njet" Also die gesamte Barschaft vorzeigen, auf die Fische deuten und warten was passiert. Und siehe da, 2 ordentliche Kameraden der See verschwinden unverzüglich in einer Plastiktüte, mein Gesamtvermögen in Rubel verschwindet auch ganz hurtig. Mit einem freundlichen "Spassiwa" (=Danke) trennen sich unsere Wege auf Nimmerwiedersehen. Diese nun schon wieder auf dem Gepäckträger recht heiß gewordenen Köstlichkeiten, von Hansi zum meinem Glück naserümpfend verschmäht, wollen dann alsbald verzehrt werden. Ich w i l l in der Ostsee schwimmen, die Räucherlinge verzehren und im noch heißeren (als gestern) Sand liegen. Aber der R 1 oder jezt 10 führt uns auf der Haffseite voran. Wo keine Ostsee ist aber ein Haff, da wird der Kohldampf Sieger über die Vorsätze und schon reißt es meinen Lenker nach rechts bis ans Haffwasser. Hansi versinkt sofort nicht im Wasser, aber in tiefem Schlummer, ich will mich erst mal abkühlen und taste mich ins kühle Element. Und taste und taste mit den Füßen über 200 m geradeaus und mein, ja wie soll ich sagen, unterer Teil des Körpers bis zur Mitte ungefähr ist gerade mal mit Wasser bedeckt. Da heftiger Wind weht, natürlich aus Westen, was sonst, ist die Sicht ca. 10 cm im Wasser. Der Sand ist total aufgewirbelt. Na gut, nicht schwimmen und an Land die herrlichen Räuchererzeugnisse verputzen. Das wurde auch Zeit, es war schon 15.00 Uhr. Hansi drängte dann zum Aufbruch und ich schickte ihn schon mal vor, holte ihn aber auf den nächsten km nicht ein. Der R 1 oder 10 schlängelte sich durch die Dünen, überquerte die Hauptstr. Richtung Ostsee und so holte ich Hansi gar nicht mehr ein, denn das kühle, erfrischende Bad ließ ich mir nicht entgehen. Feinster Sand, über 30 Grad, kein Wölkchen am Himmel und ich bis zum Hals in den Wellen, allein auf weiter Flur. Der Traum schlechthin!!! Hansi kopfschüttelnd: " Wie kann man in so ein eiskaltes Wasser gehen?" Kurze tel. Absprache mit Hansi, er ist kurz vor der Fähre nach Klaipeda, früher Memel. Ich habe noch ca. 25 km. Um 18.33 Anruf von Hansi. "Die letzte Fähre geht um 19.00 Uhr, wo bist Du?" Ich habe noch genau 15 km, also reicht ein Schnitt von 30 km/h nicht aus. Aber ich kann mich mal richtig austoben und es versuchen... 14 Min. halte ich ein Tempo von über 30, aber die Dünen rauf und runter kosten Kraft, es wird nicht langen. Anruf Hansi. "Ich glaube, um 19.15 geht noch ne Fähre." Na dann, etwas Power rausnehmen und um 19.08 Uhr schieben wir unsere Friedensreiter-Drahtesel mit 100 anderen auf das schwimmende Deck. Es läuft einfach alles rund. Inzwischen hat Hansi auch entdeckt, dass es noch spätere Fähren gibt... Ich hatte ihn ausgiebig informiert, dass in Ostpreussen auch Elche ihre Fährte ziehen, die Forstämter Elchwald und insbesondere Rominten waren für ganz starkes Rotwild und auch Elche bekannt. Einem Jäger ein unerschöpfliches Thema, aber nur einem Jäger... "Hansi, auch auf der Nehrung gab (vielleicht gibt) es Elche!" Meine Augen jedenfalls waren immer in die Büsche gerichtet. Und was wiederfährt dem Nichtjäger bei seiner Alleinfahrt??? Eine Elchkuh samt Schmaltier (Kalb vom Vorjahr) stehen 10 m vor ihm, das Alttier geht hochflüchtig vor seinem Fahrrad auf die andere Seite, das Schmaltier hinter ihm. So anschaulich, wie er mir das berichtete scheint das kein Jägerlatein zu sein! Es gibt Sachen... Um 20.00 Uhr erreichten wir unser Hotel, so spät wie noch nie auf der Tour. Bei herrlich warmer Luft haben wir in der Stadt draußen in einem Biergarten gespeist und Hansi war so fertig, dass er nun schon seit 1,5 Std. schnarcht, dass die Heide wackelt! Er stellt morgen früh Bilder ein. Ich schieb mich nun auch langsam in die Deckung ein. Morgen ist ein gemütlicher Tag, denn wir hatten ja für alle Fälle einen Reservetag eingebaut, den wir gar nicht brauchten. Es gab keine zeitverzögernden Zwischenfälle. Und dann sind es noch 70 km bis ans Z I E L !!!!!!!! Rietavas, wir kommen am Donnerstag, macht schon mal ein Fass auf!!! Seid alle herzlichst gegrüßt.

Montag, 30. Mai 2011

Königsetappe, die 20.

Von Königsberg nach Lesroy, 49 km, 2.34 Std. im Sattel (wg. Schieben im Sand am Strand)
Nun war er in seiner Stadt, in König sberg, der Hansi, und es hat ihm und mir natürlich auch, sehr gefallen. Erstaunlich gut konnten wir die quirlige Großstadt hinter uns lassen und nach einem Abzweig von der Hauptstraße nach etwa 10 km von mäßigem Verkehr begleitet auf die Kurische Nehrung einbiegen. Nur 45 km bis zum nächsten Übernachtungsdomizil waren schnell geradelt. Hansi versuchte die Landung aus dem Fahrradsattel mit eingesprungener Waagepirouette, das misslang ein wenig. Er wollte unbedingt in einer Baustelle ein Foto schießen und übersah ein tiefes Schlagloch dabei. Nur ein kleiner Kratzer am Ellenbogen war die Folge. Das Handy, es überträgt immer wieder unseren Standort ins Internet, verabschiedete sich mit einem gewagten Hechtsprung und 3-fachem Salto in den Graben, blieb aber unversehrt. Nach ca. 5 km bemerkte Hansi, dass auch seine Wasserflasche sich aus der Halterung davon gemacht hatte. Etwas Schwund ist immer dabei... Nach dem Einchecken, das kleine Hotel liegt direkt am Haff, sprangen wir erneut auf die Räder um die Gegend zu erkunden und evtl. der Vogelwarte Rossitten einen Besuch abzustatten, Die jetzige Vogelwarte wird finanziell von der Heinz-Sielmann-Stiftung gefördert, da Mittel aus russischen Töpfen nur spärlich fließen. Nähere Infos unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Vogelwarte_Rossitten So weit kamen wir aber gar nicht. Links von uns schimmerte die Ostsee durch den Wald und schwupps, bogen unsere tapferen Rollmaschinen ab und nach 300 m wälzten wir uns im feinen, heißen Sand bei 25 Grad im Schatten, strahlendem Sonnenschein und ganz leichtem Wellengang. He, sind wir auf den Malediven gelandet??? Würde mich mal einer zwicken, damit ich aus diesem Traum erwache??? Es ist nicht mehr zu beschreiben was wir hier erleben! Mehrfach tauchte ich in den kühlen Fluten unter und genoss diese Erfrischung in der glühenden Hitze, die uns das Tagesgestirn auf den Pelz brannte. Möglicherweise wird der heutige Sonnenbrand -trotz UV-Schutz-Schmiere- unsere größte "Verletzung" sein, die uns auf der Tour de Rietavas ereilt! Bis 19 Uhr suhlten wir uns in dem feinkörnigen Untergrund und nach dem Essen überquerten wir noch einmal die Nehrung und ließen ganz langsam den immer größer und roter werdenden Sonnenball im Silberglitzern der Ostsee versinken, Gänsehautfeeling pur!!! Uns erwartet morgen noch heißeres Wetter, etliche von Euch wohl schon der Flieger. Das Ende unserer Traumtour rückt immer näher, wir laufen ja morgen bereits in Litauen ein! Guten Flug wünschen wir der Schnellreisegruppe, Ihr dürft uns ruhig überholen. Hier unten auf der Kurischen Nehrung ist es viel schöner als bei Euch in Luft! Dann bis dann...

Sonntag, 29. Mai 2011

Königsetappe, die 19.

Von Frombork nach Kaliningrad, 74 km, 3.34 Std. im Sattel
Nun haben wir der EU den Rücken gekehrt für 2 Tage und sind in der russischen Enklave Königsberg gut angekommen. Königsberg!!! Und dann mit dem Fahrrad!!! Schon wieder so ein Highlight nach rund 1.400 km. Auf super zu befahrender Straße, Wind wie immer, war die EU-Außengrenze nach 20 km erreicht. Nach 5-maliger Pass- bzw. Pass/Zollkontrolle waren die Formalitäten in 40 Min. erledigt und wir waren in Russland. Immer wieder blinzelte das Frische Haff mit der Nehrung am Horizont durch die Bäume und mit einem Schnitt von fast 21 kmh, erreicht trotz Schieben beim Grenzübertritt und beim vorsichtigen Durchfahren der Innenstadt von Königsberg. Immerhin leben hier 422.000 Menschen. Wir werden also immer schneller mit unseren Tretomobilen! Da Königsberg im Krieg schwer geschädigt wurde sind nur ganz wenige historische Gebäude erhalten. Der Dom war ebenfalls von britischen Bomben stark beschädigt und die Ruine wurde dann ab 1992 wieder restauriert und aufgebaut. Ein gelungenes Beispiel für die Entwicklung nach der Perestroika. Mehr dazu unter: http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6nigsberger_Dom Es ist ja kaum zu glauben, aber Hansis Technik funktioniert tatsächlich auch in Russland. Meine leisen Zweifel gestern waren absolut unbegründet. So könnt Ihr Eure Gute-Nacht-Lektüre wie gehabt geniessen, sogar eine Stunde früher, denn wir müssen hier die Uhr um diese Stunde vorstellen. Wir frühstücken morgen bereits um 7.00 Uhr MESZ. Bei unserem Stadtbesichtigungsgang pirschte ich mich mehrfach vergeblich an mich freundlich anlächelnde Geldautomaten heran, ließ diese meine EC-Karte verschlucken und dann taten sie so, als wollten sie mir dienlich sein. Die Geheimzahl wurde mir auf deutsch oder englisch entlockt, sogar einen Betrag durfte ich in Auftrag geben, mit dem ich dann ein bescheidenes Abendmenue hätte bezahlen können. Aber dann! Angewidert spuckte ein Automat nach dem anderen meine Karte aus mit fadenscheinigen Begründungen: Karte nicht gültig, Betrag von ihrer Bank abgelehnt (Ich muss meine ehemaligen Kollegen mal fragen, ob sie ihre Finger im Spiel hatten...) u.ä. Wir sahen uns schon mit hungrigen Mägen schlaflos auf der Matratze winden oder vor lauter Not den Putz von der Wand fressen, auch das Abnagen der Tischkante wurde schon ernsthaft nin Erwägung gezogen, da leuchtete uns doch, als ehem. Sparkassenleiter wage ich es kaum zu schreiben, das Zeichen einer Volksbank einladend an. "Hansi, das ist mein letzter Versuch, danach kannst Du Deine Karte testen." Doch, oh Wunder, ohne langes Zaudern schob mir dieser freundliche Automat doch glatt 4000 Rubelchen durch Geldschlitz und fraß zudem nicht die Karte begierig auf, nein, mit freundlichem Blinken konnte ich sie wieder entnehmen und in den Abgrundtiefen meines Geldaufbewahrungsbehältnisses verschwinden lassen. Ha, der Abend war gerettet! Hungrig wie die Wölfe wären wir beinahe im Gasthof zur Goldenen Möwe gelandet. Wie, ihr kennt nicht die Goldene Möwe??? Manche nennen es auch MC Donalds oder so. Aber gerade rechtzeitig strahlte uns das Wörtchen Pizza entgegen, in für uns leserlichen Buchstaben. Man kommt sich schon ziemlich als Analphabet vor hier in Russland. Dazu ein halbes Literchen echtes tschechisches Budweiser Bier und das seelische Gleichgewicht war wieder hergestellt. Die Garmins werden hier natürlich immer wertvoller, man kann ja nicht mal die Straßennamen lesen! Morgen nun noch einmal eine kurze Etappe, wir übernachten auf der Kurischen Nehrung noch im russischen Teil, bevor es dann übermorgen über Nidda (bereits Litauen) nach Klaipeda, früher Memel geht. So, wie wir drauf sind könnten wir eigentlich weiter fahren bis St. Petersburg! Aber nu mal nicht größenwahnsinnig werden...wa? Wir sehen uns bald!!! Gutes Nächtle.

Samstag, 28. Mai 2011

Königsetappe, die 18.

Von Elblag nach Frombork, 42 Km, 2.10 Std. im Sattel

Die kürzeste Etappe unserer Tour ist geschafft. Ich hatte mich auf ruhiges Rollen eingestellt ohne Höhenmeter, denn schließlich ist die Ostsee nahe. Aber gleich hinter Elblag gings rauf und noch raufer mit kurzen Abfahrten und wieder rauf, ca. 200 Hm. Die Beine hatten aber bereits gemütliche Flachetappe gespeichert, oder war es der Kopf? Jedenfalls dauerte es lange bis der alte Rhythmus sich wieder einstellte. Nach einer 2,5 km Abfahrt waren wir wieder bei Höhe fast 0, denn vor uns die ruhigen Fluten des Frischen Haff. Und dann der nächste Höhenzug, noch mal Gas geben und danach erst gemächlich in Frauenburg einrollen. Ein kleines Dorf mit einer riesigen Kathedrale, die bereits 1288 begonnen wurde zu bauen. Näheres hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Frauenburger_Dom Ein Musikschul- oder Schülerkonzert vertrieb uns die Zeit, die Mütter verkauften Kuchen, 2 Stück 50 ct. umgerechnet. Schmeckte super! Vom hohen ehemaligen Wasserturm aus genießt man einen traumhaften Blick sowohl zur Kathedrale als auch aufs Frische Haff und die Frische Nehrung, die sich zig Km am Horizont ausbreitet. Ein erhebendes Gefühl mal wieder, wir sind mit dem Fahrrad zur Ostsee ans Frische Haff gefahren!! Wir haben inzwischen ca. 1.300 km hinter uns. Wer hätte das gedacht, dass wir bis hier ohne unser Regenzeug auch nur auszupacken oder auch nur einmal Luft aufzupumpen, gekommen sind. Über den seit 18 Tagen anhaltenden Westwind schreibe ich schon gar nicht mehr... Auf dem Wasserturm hat Hansi das kleine Video aufgenommen, das ihr auf der Partnerschaftsseite durch Anklicken sehen könnt. Was der radelnde Technikus alles kann, ich bin immer wieder beeindruckt. Wir öffneten dann die kleine Glastür, die den Ausstieg auf die Aussichtsplattform regendicht hält um nach unten zu entweichen, ließen eine aus der Puste geratene Frau auf die Plattform treten und Hansi sagte zu mir: "Nun gehen wir mal wieder runter." Die Antwort der Frau: "Ich bleibe noch ein wenig." Ja, gibt es denn sowas! Aus Frankfurt mit Mann und Mutter angereist. Die ältere Dame war 3 Jahre, als sie ihre Heimat hier ganz in der Nähe verlassen musste und war nun das erste Mal zurückgekehrt. Natürlich konnte sie sich nicht an die Zeit erinnern, aber sehen wollte sie doch mal, wo sie ihre Kleinkindzeit verbracht hat. Der Sonnenuntergang mit Abendrot direkt am kleinen Hafen erlebt, war schon fast kitschig schön. Die Sonne versank hinter der Nehrung und spiegelte sich im Haff, die angestrahlten Wolken glühten in allen Rot- und Gelbtönen, um dann ganz langsam zu verblassen. Ich liebe solche Momente. Morgen nun verlassen wir die EU und radeln nach Königsberg/Kaliningrad. Sollte also Hansis langer Arm zu den Satelliten uns evtl. verlassen würde ich mich erst in Litauen am Dienstag wieder melden. Aber wie ich unseren Technikfreak kenne, kann sein System auch russisch. Wir werden sehen. Also schaun mer mal... Einen schönen Sonntag wünsche ich allerseits.

Freitag, 27. Mai 2011

Königsetappe, die 17.

Von Starogard Gdanski nach Elblag, 71 km, 3.29 Std. im Sattel
Wetter-online.de sagte für heute Vormittag vermehrte Schauer voraus, für nachmittags gelegentliche. Egal, wo die vermehrten und die gelegentlichen runterregneten, bei uns jedenfalls nicht. 4 km der Straße waren auf der ganzen Breite mit 10 x 10 cm Basaltsteinen gepflastert, die von den LKW´s dann auch noch etwas umdrapiert worden sind, so dass wir wieder mit einer Rüttelmassage belohnt wurden. Zum Glück war die Fahrbahn breit genug für alle. Dann folgten 15 km Betonplatten, Breite: halbe Straße mal ca. 6 m. Das Konzert kann man ahnen: to tonk, to tonk oder auch tocktock tocktock...Jedenfalls hätten wir vermutet, wenn wir neben einem Presslufthammer gefahren wären, da spielt ein Streichorchester Mozarts kleine Nachtmusik... Ohrenbetäubend!!! Dann wieder mal ruhiger Asphalt, sogar mit einem kleinen Mehrzweckstreifen. Also sind wir gut angekommen in Elblag, früher Elbing. Hier gibt es die berühmte Schiffstour, bei der die Ausflugsschiffe 5 mal auf Schienen Berge hoch gezogen werden. Dadurch werden 100 Höhenmeter überwunden ohne Schleusen. Der Oberlander Kanal wurde zwischen 1845 und 1860 erbaut! Einfach mal anklicken: http://de.wikipedia.org/wiki/Oberl%C3%A4ndischer_Kanal Leider ist Hansi nicht zu bewegen, mit so einem Schiff einmal mit zu fahren. Elblag ist eine sehr schön renovierte Stadt, die nach dem Krieg zu ca. 65 % zerstört war und im alten Stil wieder aufgebaut wurde. Da heute nicht ganz so viel zu berichten ist kann ich noch auf nicht tagesaktuelle Dinge eingehen. Unsere Garmins, die super Navis! Auch ein Garmin ist nur ein Mensch, hat man nachmal den Eindruck. Mein Garmin gehört Marianne, sie muss zu den Frühaufstehern gehören, da sie Hunde hat. Genau so ist ihr Garmin: morgens auf Knopfdruck springt es aus dem Bett, blinzelt unverzüglich gen Himmel, flirtet sofort mit 8 - 10 Satelliten, hochtourig arbeitet das Gehirn die Route durch und zeigt an, wo es lang geht. Hansi hat das baugleiche, mit gleicher Software und Kartenmaterial von Herm-JO. Die haben keinen Hund... Das Navi darf also auch zu Hause sicher etwas länger ruhen. Der etwas schläfrige Blick Richtung Satelliten, das gemächliche Laden der Route sprechen dafür. Und dann kam für uns häufig der Hammer: Mein Navi hatte die Route mit z. B. 74 km, Hansis mit 85 km ermittelt! Ist doch gut, wenn die beiden Garmins sich streiten, dann brauchen wir das nicht tun und wir tun es auch nicht. Gegen Ende der Tour haben sich die beiden Wegfinder dann wieder lieb und zeigen noch die letzten 10 km gemeinsam auf gleichen Pfaden an, denn ans gleiche Ziel wollen sie beide. Technisch nicht ganz erklärbar, aber wie erwähnt: auch ein Garmin ist nur ein Mensch. Morgen ist die kürzeste Etappe, Erholung pur, die Ostsee ruft. Dann kann ich Euch abends ein wenig Wellenrauschen schicken. Na, wir jedenfalls rauschen jetzt ins Reich der Träume, das heißt, Hansi ist schon lange abgerauscht. Psst...Bis dann...

Donnerstag, 26. Mai 2011

Königsetappe, die 16.

Von Chojnice nach Starogard Gdanski, 74 km, 3.57 Std. im Sattel

Wie schon erwartet, gaben uns unsere Matratzen rechtzeitig um 6.30 Uhr einen Tritt und wir flogen unter die Dusche. Exakt um 7.55 Uhr saßen wir im 1. OG des Rathauses und niemand kam. Man wartete draußen auf uns. Die Deutschen sind immer so pünktlich, hieß es verwundert. Im Bürgermeisterbüro dann: Neben Chef Arseniusz Finster seine beiden Stellvertreter, natürlich Joanna (genannt Asia) Gappa, die perfekte Dolmetscherin, Marek Czajka, Vorsitzender des Partnerschaftsvereins Emsdetten/Chojnice, der Vorsitzende des Radsportclubs (er hat schon über 100.000 km (!!!) geradelt und Pressevertreter. Kaffee und Plätzchen standen bereit, wir saßen in lockerer Runde und ebensolcher Athmosphäre zusammen. Wir gaben natürlich gerne über unsere Tour Auskunft und die Unterzeichnung der Urkunden fand im Blitzlichtgewitter statt. 45 Min. nahmen sich die Bürgermeister Zeit für uns! Mit besten Wünschen für die weitere Tour und dem Auftrag alle herzlich zu grüßen, natürlich hatten wir auch die Grüße von "unseren" Bürgermeistern Wilfried Roos, Georg Moenikes, Antanas Cerneckis, den Partnerschaftsvereinen und allen Saerbeckern und Emsdettenern übermittelt, auf die Weiterreise geschickt. Zum Abschied umrundeten wir noch einmal den Brunnen vor dem Rathaus mit unseren Drahteseln und Asia und Marek winkten uns lange nach. Die Sonne lachte dazu, 100 weiße Taschentücher flatterten am Himmel, wir verließen viele neue Freunde!!! Bei dieser einmaligen Stimmung wäre es fast unmöglich gewesen, dass wir mit Blitz und grollendem Donner die Stadt verlassen hätten... Es passte einfach alles. Ein ganz herzliches Dankeschön sagen wir allen, mit denen wir in den letzten Tagen Kontakt hatten!!! Es war einfach super. Voller Euphorie lenkten uns unsere Garmin Richtung Starogard Gdanski. Liebe Leser, ist es Euch auch schon mal so gegangen, dass Euch morgens eine Melodie einfällt, die Euch den ganzen Tag verfolgt? Mich verließ eine Melodie aus der Operette "Der Bettelstudent" von Carl Millöcker nicht und ich fragte mich immer wieder, wie konnte Millöcker im Jahre 1882 Asia Gappa bereits beschreiben mit einer schönen Arie in der es immer wieder heißt:...der Polin Reiz ist unerreicht..... Asia, Dir noch einmal einen herzlichen Glückwunsch zum Muttertag, der heute in Polen begangen wird! Die Straße war heute gut befahrbar durch einen kleinen Streifen rechts neben dem Randstreifenstrich. 2 lange Baustellen, in denen Rechtecke aus der Fahrbahn gefräst wurden in allen möglichen Größen veranlasste uns, die nur halbseitig befahrbare Straße nicht unbedingt mit LKW´s zu teilen, sondern einen Geschicklichkeitsparcours für Fortgeschrittene um die Löcher herum zu absolvieren. 2 Bauarbeiter regelten mit Fahnen und Sprechfunk, also Ampelersatz den Verkehr. Nach der 2. Baustelle versiegte der uns überholende Verkehr, die km-lange Schlange in unserer Gegenrichtung wartete darauf freie Fahrt signalisiert zu bekommen. Da nehme ich doch aus dem Augenwinkel ein Nummernschild wahr : ST- !!! (Unser Heimatkreis Steinfurt) Vollbremsung, runter vom Sattel und laut "Hey" gebrüllt. Ein junger Mann schaut mich konsterniert an, erst auf meine Handbewegung Fenster runter öffnet sich dieses. "Ich bin aus Saerbeck" "Was??? Ich bin aus Riesenbeck" (Nachbarort von Saerbeck) "Wir sind per Rad unterwegs von Saerbeck nach Litauen" "Waaaas??? Ehrlich???" Dann musste er mit der sich langsam in Bewegung setzenden Schlange mitfahren. Ich denke, der Riesenbecker denkt jetzt noch darüber nach, ob er vielleicht eine Fata Morgana gesehen hat oder ein Sekundenschlaf ihm einen komischen Traum bescherte... 200m neben der Straße lag etwas großes Braunes auf einem frisch bestellten Acker. Wieder Vollbremsung, Fernglas herausgekramt: Ein Damwild Alttier nutzte die pralle Mittagssonne und wärmte sich das Fell auf. Die polnische Speisekarte hier im Hotel brachte nicht den gewünschten Überblick über das umfangreiche Angebot. Aber mit Händen und Füßen kristallisierte sich dann doch eine gebratene Forelle heraus, die hervorragend mundete. So pfeift nun schon die Matratze nach uns und wir werden diesem Ruf folgen. Wieder geht ein ereignisreicher Tag für uns zu Ende, der uns mit großer Dankbarkeit erfüllt!!! Fortsetzung folgt...

Mittwoch, 25. Mai 2011

Königsetappe, die 15.

Von Jastrowie nach Chojnice, 70 km, 3.22 Std. im Sattel
Heute nun sollte der große Tag der Urkundenunterzeichnung sein, wir waren schon sehr gespannt! Dann der Anruf von Joanna Gappa: Bürgermeister Finster hat einen wichtigen Termin, die Unterzeichnung findet morgen um 8.00 Uhr statt. Aber sie möchte um 14.00 Uhr mit uns Essen gehen. Super, wir mit ihr auch! Wir sind eingeladen. Na, ganz herzlichen Dank! Rückblende zu heute morgen. Nach dem "leichten" Umtrunk mit den 3 "Strammen Ketten", (so stramm waren sie nun auch wieder nicht) waren wir trotzdem fit wie die Turnschuhe oder Radlerschuhe und hatten uns auf ca. 60 km auf dieser doppelten Fernstraße eingestellt. Die Nerven sind schon sehr angespannt bei den Aussichten. Zum Glück teilte sich dann diese Doppelbelastung, wir schoben die meisten LKW nach links raus und überließen denen auch die holprige Frostaufbruch- und Spurrillenstraße und vereinnahmten ganz selbstlos eine neu asphaltierte Version von Straße und fuhren sogar auf neu gemaltem Randstreifenstrich. Entspannung pur. Nach etlichen km fiel auf, dass plötzlich gebummelt wurde. He, sollte ein Virus unter den Autofahrern ausgebrochen sein der da heißt: ich nehme Rücksicht auf 1600 km - Radler, oder was. Braucht es vielleicht Medikamente, Antibiotika um diese Epidemie wieder in das wilde Jagen umzupolen??? Na, man denkt dann doch nicht zu lange darüber nach, bis die Lösung des Problems sichtbar wird. Eine freundliche rot-weiße Kelle, geschwungen von einer quicklebendigen Uniform war wohl die Ursache der Entschleunigung und ohne jede Gabe von pharmazeutischen Erzeugnissen erreichte der überholende Verkehr wieder alte Geschwindigkeitsrekorde. Gott sei Dank, keine Epidemie... Der stürmische, böige Wind (aus welcher Richtung darf geraten werden!) trieb uns mit über 21 km/h übers ganz leicht geschwungene Land und als dann die SMS von Joanna Gappa Hansis Handy piepsen ließ mit der Mitteilung: Meldet Euch doch per SMS bitte wenn ihr noch 1 Std. zu radeln habt bis Chojnice, da konnten wir fröhlich antworten: Noch 3 km bis zum Ziel, in 10 Min. sind wir da. Offenbar mit 3 -fachem Salto flog unser Empfangskomitee uns entgegen und fröhlich winkend wurden wir schon erwartet. Neben J. Gappa war der Vorsitzende des Partnerschaftsvereins Emsdetten/Chojnice Marek Czajka da, auch Schatzmeister Ceslaw Ropela und weitere Mitglieder. Reporterkameras klickten schon beim Herannahen, dann wurden wir auf dem Marktplatz vor dem Rathaus drapiert und bei bester Stimmung vor dem mit super schönen Bronzemädchen ausstaffierten Brunnen (wahrscheinlich hat Joanna Gappa Modell gestanden!!!) ausgiebig fotografiert. Nach schneller Dusche und Wechseln der Unterwäsche (Hansi wechselt mit Heri und Heri wechselt...) gab es köstlichen Lachs im Knuspermantel für mich und Hansi erquickte sich an einer Roulade. Leckkkkker! Bis 19.00 Uhr hatten wir dann Freizeit und besichtigten zu Fuß die Stadt. Erstaunliche Erkenntnis: wir können sogar noch laufen, welch ungewohnte Fortbewegungsart! Dann holten uns Marek u. Czeslaw ab zu einem Ausflug an den See Charzykowskie. Segelboote schaukelten leicht im Wind und eine tolle Abendstimmung lag über dem Gewässer. Nach einigen Piwos im Garten von Marek ruft nun die Matratze. Die wird uns morgen um 6.30 Uhr unerbittlich von sich abwerfen, damit wir rechtzeitig mit gepacktem Gerödel Richtung Rathaus ziehen können.
Also gibt es morgen einen weiteren Bericht, wenn denn Netz erreichbar ist.
Gehabt Euch wohl bis dahin!

Dienstag, 24. Mai 2011

Königsetappe, die 14.

Von Gajewo nach Jastrowie, 83 km, 4.19 im Sattel.

Es passiert uns immer wieder Unglaubliches!!!!!
Aber der Reihe nach. Die Verabschiedung von Fam. Warnke, die Oma war extra mit ihrem Urenkel gekommen, war nach dem üppigen Frühstück (alles selbstgemacht, Wurst, Käse, Marmelade mhmm) besonders herzlich. Ich war um 5.15 uhr aufgestanden und habe einen Pirschgang unternommen mit Kranichen, Wiedehopfen, Störchen und einem Reh im Anblick. Ein Traum von Natur, Konzert in allen Tonlagen. 38 km ging es dahin mit, ich wage es kaum auszusprechen: Rückenwind! 22.2 km/h im Schnitt, super. Ein See schimmert links durch die Bäume und ein Traum von mir wird wahr! Wir stürzen uns in die Fluten, ruhen im warmen Sand und nach einer Stunde geht es weiter. Gibt es etwas Schöneres??? Dann aber der Schreck. Da wir den R 1 wg. unseres Umweges über Chojnice verlassen haben, geht es über Pila auf nicht nur einer Bundesstr., sondern gleich auf 2 überlasteten Fernstraßen auf gemeinsamer Trasse weiter. Das Problem: Spurrillen, die am rechten Rand einen ca. 15 cm (!) Asphaltwall aufgetürmt haben, so dass wir ca. 1 m in der Straße fahren müssen.
Kaum jemand hebt den Bleifuss wg. 2 lächerlichen Radfahrern! Aber wir fahren mit gestreckten Armen, dann ragt der Ellenbogen nicht so weit in die Straße, und da es in Polen keine Langsamfahrer, die fest im Lenkrad verbissen, mit 60 oder 70 über die Straßen zuckeln und andere zur Weißglut bringen, gibt, fahren (fast) alle sehr aufmerksam und schieben sich mit Höchstgeschwindigkeit an uns vorbei, wenn auch nur um wenige Zentimeter. Falls dann ein LKW wg. Gegenverkehr vorzeitig wieder einscheren muß wie passiert, hilft es nichts: Unter 10 cm Abstand ab über den Huckel und ins Grüne! Lebensgefährlich! Unsere Schutzengel machten Überstunden... Während der Verabschiedung in Gajewo rief jemand an und erkundigte sich nach unserer Ankunftszeit in Jastrowie, wir konnten uns keinen Reim darauf machen. Man sprach nicht mit uns sondern polnisch. Wir würden abgeholt, hieß es. He, von wem??? Keine Ahnung. 5 km vor dem Ziel wurden wir gestoppt! Von 3 Radlern des Vereins "Stramme Kette", dazu der stellvertretende Bürgermeister von Jastrowie und ein Reporter. Nach einer herzlichen Begrüßung am Straßenrand wurden wir eskortiert, weg von der lebensgefährlichen Hauptstr. Alexandra Kreisel spricht perfekt Deutsch, 2 Lehrer etwas. Ruckzuck saßen wir in einem von vorne winzigen Kiosk mit großem Biergarten - hinten. 1 halber Liter Piwo zum warm werden, der 2. um mit Freunden, die man gefühlt seit 10 Jahren kennt, anzustoßen. Unglaublich!!! Die "Stramme Kette", besser die Stadt Jastrowie hat mit Steinfeld/Oldenburg eine Partnerschaft, Alexandra hat gestern von uns irgendwie erfahren und so kam unser Empfang ins Rollen. Wieder unglaublich!!! Um 20.oo Uhr ist das nächste Piwo (Bier) auf dem Tisch, die drei kommen wieder. Wir sollten nun schleunigst etwas essen, sonst finden wir später unser Bett vielleicht nicht. Wir empfinden eine riesige Dankbarkeit, dass uns solche Dinge hier passieren. Dass wir in der heutigen Zeit leben, fast ohne Grenzen und mit allen Menschen freundschaftlich umgehen können ist unbeschreiblich schön.
Falls ich morgen wieder schreiben kann... na bis dann.

Königsetappe, die 13.

Von Miedzychod nach Gajewo, 81 km, 4.03 Std. im Sattel.
Liebe Leser und innen,
ihr habt uns anscheinend alle in Euer Abendgebet eingeschlossen! Denn kaum hatte ich gestern meinen Bericht oder Blog, (kommt vielleicht von Schreibblock?) hochgeladen, da sauste das Blitz- und Donnerwetter über den See auf die Hotelterrasse zu und schob waagerecht einen Wolkenbruch unter das Überdach. Das kam so plötzlich, dass die ca. 20 Gäste hochflüchtig, nur ihre Biergläser rettend im Inneren des Etablissementes verschwanden. Ich rannte, nix schwere Beine, 2 Stockwerke nach oben, schloss unser Zimmer auf und knallte mit einem mutigen Hechtsprung die Balkontür zu. 1 qm Teppich waren schon klatschnass und ein Handtuch musste herhalten um weitere Schäden zu verhindern. Morgens um 5.oo Uhr drohten immer noch dunkelste Wolken zu uns herein, um 7.00 Uhr lachte die Sonne und das legte sich auch den ganzen Tag nicht. Danke für Eure Mithilfe. Auch Bio-Energie-Wilfried hats anscheinend wieder gerichtet: Westwind! Noch mal danke! Das war eine richtige Entspannungsetappe, fast ausschließlich gute Straßen, zum Teil auch mal ne Hauptstraße. Dort ist die Konzentration dann wieder ganz hoch zu halten, wir wollen schließlich nicht mit unseren Lenkern unschöne Kratzspuren an LKW Aufbauten hinterlassen... Zunächst 30 km nach Norden, dann Rechtsschwenk nach Osten und ohne große Anstrengung kam dabei eine Durchschnittsgeschwindigkeit von knapp über 20 km/h heraus. Nach 2 Tagen mit leichten Sitzproblemen haben wir wohl dazu gelernt. Vorgestern auf der flachen Oderdeichetappe waren wir so begeistert vom schnellen Fahren, dass wir unsere einmal eingenommene Sitzposition über ca. 2 Std. nicht veränderten. Ein Fehler, da die Punktbelastung sicher zu Durchblutungsstörungen führt. Jetzt ändern wir alle paar Minuten den Druckpunkt auf dem Sattel um 1 oder 2 cm. Und siehe da, das Sitzteil des Körpers dankt es. Einige äußerten im vorfeld, wir müßten doch vor Langeweile umkommen, 3 Wochen ödes trampeln und der sture Blick auf holprige Landstraßen, Radwege, Kattenköppe (=Kopfsteinpflaster)...usw... Ha, ich kann nur befreit lachen: wir fahren in einem Konzertsaal, Nachtigallen ohne Ende (darauf gehe ich gleich noch mal ein), Lerchen, Pirole, Amseln und Singdrosseln sowieso, Schwarzsspecht, Buntspecht und noch viele andere muntere Sänger unterhalten uns unentwegt. Dazu sehen wir Störche, sogar Kraniche, Wildschweine, Rehe, Wiedehopfe. Hinzu kommt die immer wieder abwechslungsreiche Landschaft. Langeweile, was ist das??? Zu erleben, wie bei Windunterstützung die Straßenbäume in die andere Richtung an uns vorbeigaloppieren, auch die Felder haben es eilig in die Gegenrichtung zu verschwinden. Wie die kleinen weißen Federwölkchen miteinander am Himmel spielen, Schleier ausbreiten, sich keck aufrichten und plötzlich ganz breit grinsen, sich eine Bart wachsen lassen oder andere ulkige Gestalten annehmen kann gar keine Langeweile aufkommen lassen. Mit dieser Einstellung fährt den ganzen Tag eine positive Euphorie mit und das Ziel kommt immer näher. Sagte ich schon, die
1 0 0 0 km Marke ist überfahren!!! Jetzt sind wir bei Fam. Warnke auf einem Bauernhof unterbebracht, also was Hansi alles für Unterkünfte gefunden hat ist unglaublich! "Warum sprechen Sie so ein perfektes Deutsch, Frau Warnke (79 Jahre alt)?" "Na, ich bin D e u t s c h e! Der Krieg ist über uns hinweggezogen und wir sind einfach da geblieben. Mein Mann, leider schon vor 20 Jahren verstorben war unter den Polen 39 Jahre Bürgermeister." Man glaubt kaum, was man da hört. Eine absolut interessante Frau, das Interview wird man in meinem Film sehen können.
So langsam schreibe ich mich in Euphorie und Euch wird es vielleicht langweilig, wer hat schon die Zeit, sich meine geistigen Ergüsse mit Verstand durchzulesen? Also will ich lieber mal Schluss machen, die Sache mit den Nachtigallen verschiebe ich mal. Übermorgen um 15.00 Uhr werden wir vom Bürgermeister in Chojnice empfangen. Wir sind schon sehr gespannt! Da fällt mir doch noch etwas Wichtiges ein, das ich euch nicht vorenthalten möchte: Heute Nacht musste ich doch tatsächlich eine Dopingkontrolle über mich ergehen lassen. Na ja, bei Ausdauersportlern sicher nichts ungewöhnliches. Und dass die "Mitarbeiter" der NADA (Nationale Antidopingagentur) uns problemlos finden konnten war bei Hansis Technik mit jederzeitiger Standortbestimmung problemlos möglich. Also wurde bei mir auf dem Handrücken Blut entnommen, auch noch so unprofessionell, dass die Hand ganz dick ist und ich eine richtige Teigpfote habe. Aber auch zur Sicherheit aus den Füßen, den Beinen und und und... Ganz interessant ist, das keine Mücke sich für blaues königliches Geblüt interessierte, alle wollten nur Diesel...
Leider ist hier kein Netzempfang, so dass der Bericht erst morgen hochgeladen werden kann! Bleibt uns gewogen.

Sonntag, 22. Mai 2011

Königsetappe, die 12.

Von Osno Lubuskie nach Miedzychod, 105 km, 6.12 Std. im Sattel (und daneben s.u.)

Heute stand die Hammertour auf dem Plan. Mit 105 km die längste der Tour. Dazu kam eine lieblich anzuschauende Landschaft mit welligem Profil. Die letzten Eiszeitgletscher haben kräftig gearbeitet und so eine Strecke für uns installiert, die es in sich hatte. Rhythmus war nicht ins Pedal zu bringen, entweder ging es rauf oder runter. Die Ritzel und Zahnkränze sprühten vor Anspannung, ständig hüpfte die Kette wie vor Freude von einem zum anderen. So wurden alle 27 Gänge gebraucht und durchgearbeitet. Man versucht halt, die eingesetzte Power (Newtonmeter) immer gleich hoch zu halten, damit die Muskeln nicht übersäuern. Gelingt nur, bis man im 1. Gang angekommen ist. Dann heißt es strampeln bis die Oberschenkel glühen. Auch wenn die Steigungen nur wenige 100 m lang sind geht es an die Kondition. Konsequente Pausen sind wichtig und wurden von uns auch eingehalten: nach 30,50,70 und 90 km.Inzwischen ist das Sitzorgan auch strapaziert, es ist zweckmäßig, bei den Abfahrten kurz aus dem Sattel zu kommen und im Stehen zu fahren. Wir erbringen hier sicher keine Leistung, die unser Herz-Kreislaufsystem überstrapaziert, aber ein Sonntagsnachmittagsausflug ist das auch nicht. Das Problem ist die Punktbelastung. In erster Linie der sitzende Teil, ständig ist der Druck von über 90 KG vorhanden auf kleiner Fläche. Dann die Oberschenkel, die die absolute Ausdauerleistung bringen müssen, dazu noch die Knie und das Hüftgelenk. Der Rest des Körpers kann ruhen. Dass wir bisher bei über 900 gefahrenen km so wenig Schwierigkeiten haben verwundert uns jeden Tag aufs Neue. Nach jeder Pause braucht es ca. 1 km, bis das Antriebssystem wieder rund läuft. Zurück zur heutigen Tour. Bisher kannten wir ja nur vom Hörensagen, dass es so etwas wie Gegenwind geben soll auf dieser Welt... Keine Erfahrung in 11 Radeltagen mit dieser Merkwürdigkeit. Heute endlich durften wir auch diese Erfahrung sammeln. Ha, was für ein "Vergnügen"! Man tritt ins Pedal und meint ca 22 km/h zu fahren und stellt entsetzt fest, es sind muntere 14. Na ja, das war nicht die ganze Zeit so... Der Höhepunkt kam nach 90 km. Sowohl der R 1 als auch beide Garmins waren sich ausnahmsweise mal einig: Rechts ab von der Straße nach Miedzychod. Und wir folgten brav, obwohl wir schon etliche km auf der Hauptstraße gestrampelt hatten. Nach einem passablen km dann das tiefe Eintauchen in schuhrandhohen Wühlsand. Jede Wanderdüne würde blass werden bei dem Anblick von diesem Mehl. Herrschaften, ich bin begeisterter Bergsteiger, mein Gleichgewichtsgefühl also m.E. sehr gut ausgeprägt, aber hier war ich machtlos und nicht fähig, mich auf dem Drahtesel zu halten. Lenkten wir leicht rechts, schlingerte das Hinterrad links und wir standen quer, abspringen, Versuch aufzusteigen, 1. Gang natürlich, treten, das Hinterrad dreht auf der Stelle durch und versinkt 10 cm im Feinstaubsand. Aussichslos, per Pedalantrieb voranzukommen!!! Schieben, hieß die Devise. Über 4 km Berge rauf, Berge runter, immer wieder Fahrversuche, die kurzfristig durch Querstehen unserer liebgewonnenen Rädchen beendet wurden. Über 1 km haben wir nach dem Motto gehandelt: wer sein Radelchen liebt, der schiebt. Wer auf die Idee gekommen ist, diese unfahrbare Sandwüste R 1 zu nennen hat wahrscheinlich noch nie ein Fahrrad unterm Hintern gehabt! So, jetzt ist auch die Überschrift erklärt: auf dem Sattel und daneben. Aber jetzt sitzen wir im Hotel Neptun, haben gerade vorzüglich gespeist, ein Gewitter baut sich auf der anderen Seite des Sees auf, die ersten Blitze zucken und es geht uns wieder gut. Mein erster Gang war AB IN DEN SEE und ne Runde schwimmen. Herrliche Erfrischung!! Heute Nacht werden wir nicht schlafen sondern den phantastischen Blick auf das Gewässer und den dahinter liegenden Kirchturm genießen.
Dann bis morgen.

Samstag, 21. Mai 2011

Königsetappe, die 11.

Von Buckow nach Polen, 88 km, 4.29 Std. im Sattel
Bergfest 800 Bergfest 800 Bergfest 800 km haben wir heute erreicht!!!!!!!!
Nun kann die 2. Hälfte der Tour de Rietavas beginnen. Gleich mehrere Highlights standen über den Tag verteilt auf dem Plan. Erst mal das Erreichen der 800 km-Marke. Nur die Champagnerdusche fehlte! Dann die Fahrt auf dem Oderdeich, mal wieder mit leichtem Rückenwind. So kamen wir doch tatsächlich auf eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 20 km/h!!! Dass wir das bisher nicht schafften lag am Untergrund. Die Horden von Kattenkopp (=Kopfsteinpflaster) fetischisten, die sich offensichtlich in die Bauplanungsämter eingeschlichen haben werden zum Glück weniger und das erleichtert uns ohne Rütteleinlagen das Vorwärtskommen doch ganz erheblich. Die Überquerung der Oder bei Küstrin dann das nächste Highlight. und nun sind wir in Polen, haben den ersten Geldautomaten geplündert und verfügen somit über Slotys. Noch keine 5 km in Polen, rechts und links die unendlichen, unbegehbaren, nassen, mit Schilf, Binsen und Blänken durchsetzen Moor-Niederungen der Oder, wir auf einer viel befahrenen Bundesstraße mit hoher Konzentration, dass uns ja nicht der nächste Hochtempo-LKW beim Vorbeirauschen mit 20 cm Abstand durch seinen Fahrtwind ansaugt, das Auge des Naturfreundes und Jägers aber immer auch ein klein wenig in die moorige Landschaft schielend, da erblicke ich Unglaubliches: Am hellerlichten Tage steht doch eine Bache samt 2 Frischlingen ca. 50 m von der Straße im Matsch und bricht nach Fraß!!! Und nicht nur das, die fühlten sich so sicher in dem für Menschen unbegehbaren Biotop, dass ich vom Fahrrad springen, den Camcorder auspacken und filmen konnte. In meinem gelben Radlerdress, es ist zwar fast immer der selbe, aber ich habe ihn schon mehrfach gewaschen, war ich nun nicht gerade jägerlike getarnt, außerdem blies mir der Wind in den Nacken, so dass die Bache dann doch Wind bekam und ein paar Meter parallel zur Straße weiter zog. Penetrant, wie ich in solchen Fällen nun mal bin, pirschte ich hinterher und konnte weitere Filmaufnahmen machen. Ein Highlight für mich!!! Hansi hatte ein ganz eigenes Highlight völlig anderer Natur: Wir fuhren mit flotter Pedale ein super asphaltiertes Stück R 1 durch einen Wald, der Weg machte einen 90 Grad Linksknick, natürlich mit Piepzeichen vorher durch das Garmin Navi angekündigt. In solchen Fällen fahre ich ein paar Meter voraus damit es nicht eng wird. Plötzlich ein Schrei und Hansi steht einige Meter im Wald, zum Glück zwischen dicken Bäumen ohne von diesen abrupt gebremst worden zu sein! Was war passiert? In besagter scharfer Kurve hatte es sich ein Kiefernzapfen bequem gemacht, dessen Ruhe Hansi durch überfahren in Schräglage abrupt störte. Die 5 cm lange, rundlich konisch zulaufende Waldfrucht rächte sich unverzüglich für so eine gröbliche Behandlung und versetzte das Vorderrad gerade so weit, dass Hansi nur noch geradeaus ins Unterholz weiter fahren konnte. Zum Glück ist außer einer Schrecksekunde nichts passiert. Hansi ist voll des Lobes über seine Bremsen, die verhinderten, dass der nächste Baum beim Abbremsen geholfen hätte. Eigentlich wollte ich erst gegen Ende der Tour darauf kommen, aber im Augenblick bietet es sich an: Peter Ceglarek (für Nicht-Saerbecker, der Pfarrer der kath. Kirchengemeinde) hatte uns bei unserer Verabschiedung 2 kleine, bronzene Schutzengel überreichen lassen, die wir natürlich mit uns führen, obwohl wir auf jedes Gramm Gewicht achten. So viel Glück, wie wir bisher hatten kann nur durch die beiden uns wohlgesonnenen Begleiter geregelt worden sein. Ein ganz herzliches Dankeschön an den umsichtigen Peter Ceglarek!!! Wir werden auch weiter mit ihnen fahren und auch auf keinen Fall schneller, als sie fliegen können. Noch ein kurzer Nachtrag zu gestern. Die nächste Gelgenheit um die verbrauchten Energiereserven mit Kalorien wieder aufzufüllen war ca. 4 km enfernt und wurde auch gegen Abend von uns angesteuert. Eine leckere Forelle (mal keine Pizza) mundete vorzüglich auf der Terrasse des "Bergschlösschen." Unser Blick ging weit über die Märkische Schweiz und es blieb uns nicht verborgen, dass es schwarz und schwärzer am Himmel wurde, die Blitze wurden immer beeindruckender. Nachdem die Gläser mit alkoholfreiem Weizen, die letzten, die man im Bestand hatte (Kneipe trocken getrunken!) geleert waren, hielt uns eh nichts mehr an dem gastlichen Ort, denn: Das Trinkgeschirr, so bald es leer, macht keine rechte Freude mehr! Also zahlten wir und entfernten uns diskret Richtung Nachtlager in 3 Eichen. Dort angekommen dauerte es noch genau 10 Minuten bis der heftige Gewitterguss sich freie Bahn verschaffte und endlich etwas positives für die unter der Trockenheit leidende Natur tat. Morgen ist die längste Etappe an der Reihe: ca. 105 Km.

Freitag, 20. Mai 2011

Königsetappe, die 10.

Von der Weltstadt Berlin in die Wildnis von Buckow. 77 Km, 4.12 Std. im Sattel.
Direkt unter Wolfgangs Wohnung (wir übernachteten bei meinem Sohn) ist ein kleiner Backwarenladen, wie es ihn in Friedrichshain an jeder Ecke gibt. Ein ganzes Baguettesbrötchen, mindestens 25 cm lang, belegt mit z.B. Salami, Käse, Ei, Grünzeug oder Käse, Käse und noch mehr Käse kostet fix und fertig 1,70 Euro. Nähe Brandenburger Tor meint man, den ganzen Laden gekauft zu haben wenn man ähnliches bestellt. In Berlin kann man, wenn man sich etwas auskennt, preisgünstig leben. Gestern habe ich in einem Fahrradlädchen eine Schraube austauschen lassen am Ständer, am Fahrradständer versteht sich. Schraube rausdrehen, neue längere suchen und reindrehen (ca. 10 Min.) kostete incl. Schraube 0,50 Euro!! Man staunt. Heute morgen nach recht wenig Schlaf und Baguettesverzehr packten wir wie jeden Tag unser Gerödel zusammen. Wolfgang entwich Richtung Arbeit, wir sollten die Schlüssel in seinem Briefkasten deponieren. Alles runtergeschleppt, übrigens deutlich weniger als das, was wir gestern angeschleppt hatten. Wir haben die Gepäcktaschen gründlich druchforstet und reichlich überflüssiges Zeug in Berlin deponiert. Jetzt verfügen wir sogar noch über ein wenig freien Stauraum! Fahrräder aus dem Keller geholt, alles abreisefertig angebaut, Hansis Technik installiert. "Hansi, hamwa alles?" ... "Von mir aus kanns losgehen." Also, Schlüssel in den Briefkasten, Fahrräder auf die Straße uns los. LOS??? Wo sind unsere Helme??? Sche..., die liegen in der Wohnung. Um die Ecke zum Fahrradladen. Noch zu, macht erst um 10.00 Uhr auf. Aber daneben ein Blumenladen bietet bereits seine Dienste an. Nach Schilderung des Problems erhielt ich ein Stück Blumendraht (kostenlos) und schnell war eine Angel für verfrüht eingeworfene Schlüssel angefertigt und der Fischzug begann. Keine 2 Minuten und der dicke Fisch hatte angebissen und ließ sich durch den schmalen Schlitz ans Licht dieser Welt hieven! Ha, unsere Sicherheit war gerettet, die Köpfe fuhren auch auf dieser Etappe wohl behütet mit uns spazieren. Den Blick auf die Molekulman , die Treptowers (von Treptower Towers) mit der Oberbaumbrücke im Hintergrund ersparten wir uns nicht, dann ging die Post ab. Herrliches warmes Wetter und wir fuhren im Grünen, obwohl noch in der Großstadt.Dann führte uns das Garmin und der unmissverständliche Wegweiser des R 1 links ab und wir machten eine Vollbremsung: Wir standen auf einem kleinen Steg mit einer Kette davor. 10 Min. später kam eine kleine Fähre angetuckert und setzte uns über auf die andere Spreeseite. Zwischenzeitlich erreichte uns das Gewusel eines Kitaausfluges. Mehrere Kinder berichteten uns, dass sie heute morgen schon einen Fuchs gesehen haben. Na ja, was Stadtkinder so für einen Fuchs halten... vielleicht Oma Gertruds überfetteten knieschnackligen Dackel... Aber nein, die Erzieherinnen bestätigten, dass um die Kita herum mehrere Füchse leben, sie zeigen nur noch eine Fluchtdistanz von ca. 10 m. Großstadtprobleme halt. Jetzt sind wir in "3 Eichen," 4 km hinter Buckow mitten im Wald angekommen, die Frösche quaken, die Vögel singen, es ist kein Handynetz vorhanden und Internet sowieso nicht. Was für eine glückliche Welt. Für Hansi eher unglücklich... Mal sehen, ob wir das Technikequipment nachher noch auf die Anhöhe Richtung Buckow schleppen, dort soll es Handyempfang geben, um euch in den Genuss dieser Zeilen zu bringen. Tatsächlich, auf dem Weg zu einem abendlichen Imbiss, heute keine Pizza sondern Forelle Müllerin, ist Empfang!

Königsetappe, die 9.

Vom Schwielowsee nach Berlin, 64 Km, 3.52 Std. im Sattel
Die wiedervereinte Haupstadt ist erreicht!!! Auf dem Seeuferweg des Schwielowsees ging es zügig Richtung Potsdam, über die geschichtsträchtige Glienicker Brücke, bekannt durch den Austausch von Spionen und die Übergabe von für harte DM freigekaufte Häftlinge. Gut, dass das nun seit über 20 Jahren vorbei ist und wir ohne Stacheldrahtverhaue und Mauern die Brücke queren konnten. Weiter am Wannsee und durch den Grunewald rollten wir auf die Siegessäule zu, die (auch als Goldelse bekannt) in neuem Blattgoldglanz erstrahlt, mit dem Himmel um die Wette. Schwülwarm wars und das Brandenburger Tor so nahe! Leute, ich kann schon behaupten, dass es für uns ein erhebendes Gefühl mit Gänsehautcharakter war, ganz langsam durch dieses Wahrzeichen der Hauptstadt zu rollen!!! Natürlich kamen wir sofort unseren Pflichten nach und Fotos in allen Lebenslagen wurden auf dem Chip gespeichert, damit Hansi jetzt die Bilder auch hochladen kann. Nachdem diese "Pflichtaufgabe" zu unserer Zufriedenheit beendet war, gönnten wir uns in der nächsten Bäckerei draußen einen Cappuccino, mit Blick auf die Quadriga. Ich saß noch kaum und hatte den köstlichen Mohnkuchen vor mir abgestellt, da schwang sich bereits der erste Spatz auf meinen Tellerrand und fand meine dunkle, süße Kuchenspezialität auch zum Fressen gern. Hätte ich nicht energisch die inzwischen ca. 10 Sperlinge verscheucht, wäre mein Anteil an der Köstlichkeit nicht sehr groß ausgefallen. Es dunkelte über dem Brandenburger Tor innerhalb weniger Minuten und schon brach ein heftiger Regenschauer los, der die schwüle Luft aber nur wenig erfrischen konnte. Das war nun der heftigste Niederschlag in den bisherigen 9 Reisetagen. Nach einer halben Stunde konnten wir weiter radeln und besichtigten den Reichstag (Fotopause), das Kanzler(in)amt, den neuen Glaspalast, den man Hauptbahnhof nennt, die Straße Unter den Linden Richtung Dom und Alexanderplatz, weiter nach Friedrichhain zu unserem Nachtlager. Eine kleine Raparatur an meinem Fahrrad war schnell erledigt und nach einem Imbiss beglückten wir noch einmal die zentralen Stätten mit unserer Anwesenheit um einfach das Flair der lauen Sommernacht rund um das Brandenburger Tor auf uns wirken zu lassen. Ich denke, dass morgen Abend um 8.00 Uhr nur noch Schnarchen von der Matratze zu hören sein wird, denn jetzt ist es bereits 0.30 Uhr. Also gutes Nächtle allerseits!

Mittwoch, 18. Mai 2011

Königsetappe, die 8.

Von der Lutherstadt Wittenberg nach Ferch am Schwielowsee. 81 Km, 4.30 Std. im Sattel.

Die geschichtsträchtige Stadt Wittenberg ließen wir um 9.00 Uhr hinter uns, nochmal von einer Nachtigall verabschiedet. Die Gegend wurde trockener, nicht mehr so ein ideales Biotop für die fleißigen Sänger wie in den Saale- und Elbeauen. Dafür hörten wir etliche Pirole mit ihrem sanften, melodischen Ruf. Und was ich schon die ganze Zeit vermisst hatte: endlich kamen 2 Rehe in Anblick. Zunächst noch über holprige Feldwege wurde der Untergrund noch in Sachsen-Anhalt deutlich besser. Weite Strecken, auch durch dichte Wälder waren mit einem neu asphaltierten Belag ausgestattet und so ging es flink dahin. Natürlich immer wieder mal unterbrochen von Rüttelmassage bei Ortsdurchfahrten. In Brandenburg dann fast durchgängig neuer Belag auf dem R 1! Einfach super zu fahren. So kamen wir auf einen Schnitt von 18,5 Km/h. Erst 11 Km vor unserem heutigen Tagesziel folgten wir dann nicht dem R 1, sondern glaubten dem Garmin-Navi. Das war nun etwas leichtsinnig! Nix mehr Asphalt sondern Wühlsand. Ist schon mal jemand mehrere Km mit 17 - 25 KG Gepäck durch Wühlsand geackert??? Kein Vergnügen! Dann hatte ich die Faxen dick. Also das Garmin noch mal befragt: Aha, etwas rechts von uns scheint der R 1 zu sein, also nichts wie hin. Gewundert habe ich mich, dass der R 1 zwei Anbindungsohren hat. Dann stellte sich heraus: Das ist nicht der R1 sondern die A 9 von Berlin nach Nürnberg. Genau so blau unterlegt wie der Radweg. Wir haben dann darauf verzichtet als Meldung im Verkehrsfunk aufzutauchen ... 2 Radfahrer auf der Überholspur der A 9 zwischen den Anschlussstellen... Wir zogen es vor, noch 2 Km Wühlsand zu bewältigen. Jetzt sitzen wir am Schwielowsee draußen bei noch immer über 20 Grad und strahlend blauem Himmel.
Und morgen heißt es: Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!!!

Dienstag, 17. Mai 2011

Königsetappe, die 7.

Königsetappe, die 7.
Von Nienburg/Saale in die Lutherstadt Wittenberg, ca. 82 Km, 4.33 Std. im Sattel.
Es gibt immer wieder interessante Menschen! So auch die Wirtsleute des Hotel "Saaleaue" in Nienburg. Sie führen ein Geschäft für Feuerwerke zu jedem erdenklichen Anlass. Ganz nach Belieben für 1.000,-- bis 100.000,-- Euro. Auch Festbeschallungen kann man buchen. Dann haben sie das ziemlich marode Hotel gekauft und renovieren es weitgehend in Eigenleistung. So waren wir die einzigen Gäste. Da das Restaurant noch nicht in Betrieb ist, bestellten wir tel. beim Griechen unser Essen, bekamen Besteck und Teller und konnten das angelieferte im Hotel verspeisen. Nach dem üppigen Frühstück ("machen Sie sich gerne auch ein paar Brote für unterwegs") ging es Richtung Wittenberg. Unser Begleiter Uli, ein Fliegerkollege von Hansi bog auf den Saaleradweg ab und wird hoffentlich wie geplant mit dem Zug nach Hause gefahren sein. Wir hatten eine super Woche zusammen. Auch heute war kein Regenzeug erforderlich, die paar Tropfen störten nicht, über den Wind brauche ich mich anscheinend gar nicht mehr zu äußern: Wohltuend stramm aus West wie jeden Tag. Und das seit nun genau einer Woche! Unfassbar. Auf und neben dem Elbedeich ging es dahin. Die Hallo-wach-Rüttelstrecken mit den üblen Katzenköpfen (auf Deutsch Kopfsteinpflaster) blieben uns erhalten, so dass wir gratis eine Ganzkörper-Rüttelmassage bekamen. Durch das Biosphärenreservat Mittlere Elbe zu radeln ist einfach Klasse. Noch nie habe ich so viele Nachtigallen gehört wie heute! Manchmal konzerteten drei gleichzeitig ihre unverwechselbaren Melodien zu uns herüber. In der Lutherstadt Wittenberg fuhren wir mit Glockengeläut von Luthers Marienkirche auf den Marktplatz ein. Ob die Glocken extra für uns läuteten wissen wir allerdings nicht... Lucas Cranach der Ältere lebte viele Jahre hier, auch die Altarbilder sind 1547 von ihm gemalt und sehr gut erhalten. Die Jugendherberge liegt ca. 100m vom Marktplatz entfernt in den Schlossgebäuden und wurde erst 2007 eröffnet. Ach ja, die Salben... Was soll ich spektakuläres dazu schreiben? ? ? Hansi hat geschätzt ca. 2 KG Döschen, Tuben und sonstige Behältnisse mit Cremes und Salben und und und... für alle Eventualitäten dabei, ich immerhin 1 Tube mit 75 Gramm. Und was soll ich sagen: DAS GANZE ZEUG SCHLUMMERT UNANGETASTET IN UNSEREN PACKTASCHEN STILL VOR SICH HIN UND SETZT WAHRSCHEINLICH LANGSAM PILZ AN!!! Ha, wer hätte das gedacht??? Wir auch nicht.

Montag, 16. Mai 2011

Königsetappe, die 6.

Königsetappe, die 6.
Die Übernachtung im Cyriakushaus in Gernrode war voll o.k. Abends wollten wir noch etwas an Kalorienvorrat auffüllen und fuhren 2 Km zum"Auerhahn". Als wir die Räder abschlossen erschien der Wirt und erkundigte sich nach unserem Begehr. Dass wir etwas essen wollten stellte ihn vor große Probleme: Küche schon zu, immerhin war es schon nach 20.00 Uhr. Wir unterhielten uns eine ganze Weile und er meinte, wenn alle 2 oder 3 Tage ein paar Gäste auftauchen wäre es nicht so einfach... Ja, solche Städte wie Quedlinburg oder Wernigerode ziehen halt die Massen an. Also war eine Pizzeria die letzte Rettung. Dort wurden wir dann zügig bedient, die Preise waren Centgenau: Pizza 5,84 Euro, 5 Sorten Bier 1,88 Euro. Wir studierten die Biersorten nach dem System, welches nehmen wir denn nun? Da klärte uns die Bedienung auf: "Bestellen können sie alle Sorten, bringen werde ich Radeberger." Na bitte, dann war uns die Entscheidung ja auch abgenommen.Heute nun haben wir die Harzberge verlassen und uns in die sachsen-anhaltinische Ebene hinuntergerollt. Ha, und endlich, endlich lief der 2-beinige Dieselantrieb mit ein ganz klein wenig Wasserkühlung. Aber nur so viel, dass wir unser Regenzeug noch nicht einmal auspacken mussten. Und der Wind!!!Petrus oder doch Energie-Bürgermeister Wilfried Roos sei erneut Dank gesagt: Die leichten Regenschauer wurden von heftigsten Böen vorangepeitscht und, natürlich aus Westen. Auf einer Anhöhe pfiff es derart, dass wir mit 35 - 40 (!) Kmh voran kamen. Jäh gebremst von der nächsten Einfahrt in ein abgelegene3s Nest mit den alten (oder doch schon neuen) Kopfsteinpflastersteinen der übelsten Sorte. Man steht hier auf holprig, die Räder leiden still vor sich hin und wir sind abends nicht gerädert aber gerüttelt. Den ganzen Tag hören wir Nachtigallen singen, eine erquickliche Begleitmusik. Auch jetzt gerade feuert mich eine mit ihrem unnachahmlichen Gesang zum schreiben an. Oh, jetzt ist der kleine Bericht doch etwas länger geworden und ich kann auf das Thema: Welche Salbe braucht welcher Hint... leider nicht mehr eingehen... Das Thema wird also erneut verschoben.

Königsetappe, die 5.

Königsetappe, die 5.
Frohen Mutes verlassen wir Goslar und streben auf dem R 1 Richtung Wernigerode und weiter nach Bernrode, ca.77 Km. So wie wir drauf sind sollte das kein Problem sein. Aber dann!!! Wahrscheinlich extra für uns Weitfahrer wurden etliche Km des R 1, die durch die herrlichen Buchenwälder des Harzes führen mit neuem Schotter belegt! Und wenn ich sage Schotter, dann meine ich nicht etwa feinen Split sondern rasiermesserscharfe Gesteinsbrocken mit 2-7 cm Durchmesser. Sieht gut aus ist aber für Fahrräder eine Tortur. (Für die Fahrer auch.) Was sind wir froh, dass wir die "unplattbaren" Reifen von Schwalbe drauf haben. Auf solcherart gestaltetem Untergrund schafft man locker 8-9 Km/h. Die erforderliche Konzentration ist die ganze Zeit auf höchstem Level, gerade bei bei den steilen Abfahrten, denn wer küsst schon gerne ein breit grinsendes Schotterbett aus 1,80 m Anflughöhe??? Wir jedenfalls nicht! Also hat man abends den Eindruck mindestens ca. 200 Km gefahren zu sein. In Wernigerode hat der Aufschwung OST richtig zugeschlagen: jedes Fachwerkhaus erstrahlt im neuen Glanze. Eine absolut sehenswerte Stadt.
Alle warten nun schon seit Tagen auf die Leidensberichte aus unseren Sitzregionen, oder etwa nicht?? Ich spann Euch alle noch ein wenig auf die Folter und berichte morgen über dieses spektakuläre Thema...

Königsetappe, die 4.

Königsetappe, die 4.
Einbeck!!! Da im Westen gelegen sind hier die warmen Geldregenschauer des Aufschwunges Ost nicht nieder gegangen. Und trotzdem findet man hier mit viel Liebe zum Detail Straßenzügeweise restaurierte Fachwerkhäuser aus mehreren Jahrhunderten. Es ist einfach traumhaft, auf dem Marktplatz zu sitzen und das jetzt gerade aktuelle Einbecker Ur-Maibockbier zu genießen. Sollte noch jemand der Meinung sein, die Bayern hätten das Bockbier (6,2 Umdrehungen) erfunden, der I R R T ! Es waren, na wär wohl??? Die Einbecker. Gut, dass unser Hotel fußläufig zu erreichen war...

Königsetappe, die Dritte!

Königsetappe, die Dritte!
Was haben wir super im Heu geschlafen! Und Ina Schmidt, die Heuhotelwirtin hat uns ein total üppiges Frühstück gezaubert: vom Feinsten!!! Und dann der Tag heute, 85 Km. Wir wissen gar nicht, bei wem wir uns nun bedanken müssen: bei Petrus oder hat doch schon unser Energie-Bürgermeister Wilfried Roos bereits seine Hände im Spiel??? Jedenfalls fuhren wir ständig mit Windkraft aus Westrichtung und konnten so die herrlichen Höhenzüge des Weserberglandes genießen. Dann haben wir bei Holzminden die Weser überquert, die Fähre war aber nicht da! Was nun?? Schwimmen mitsamt den schweren Fahrrädern?? Schwieriges Problem, einfache Lösung: ab über die Brücke... Nachtrag zu gestern: Wir sind vom Heuhotel (natürlich per Rad) 5 km nach Steinheim gefahren um uns den Bauch in einer Pizzeria zu füllen. Nimmt man zu solch kurzem Ausflug Regenzeug mit? Natürlich nicht! Wir saßen gut im Trockenen da ging der Regenguss schon los und wir überlegten, wo wir Schwimmflossen her bekommen um in unser Heulager zurück zu schwimmen. Aber wir Glückspilze fuhren nach einer Stunde zwar auf nasser Straße aber ohne einen weiteren Tropfen Regen zurück. Bisher also: ALLES SUPER!!!

Königsetappe, die Zweite

Königsetappe, die Zweite
Obwohl die Strecke heute mit ca. 61 Km nicht sonderlich lang war, mussten wir doch recht kräftig in die Pedalen treten um die Höhen des Teutoburger Waldes zu erklimmen. Mein 2-beiniger Dieselantrieb hat aber bestens gearbeitet. Zeitweise fuhren wir über schmalste und holprigste Waldwege des Hermannsweges. So kamen wir dann direkt bei den Externsteinen vorbei. Hansi versuchte heute gleich zwei mal herauszufinden, ob sein Fahrrad auch stabil ist. Bei beiden (harmlosen) Stürzen blieben aber nicht einmal Schrammen zurück. Jetzt (22.40 Uhr) geht es ins Heu. Gut, dass wir keine Allergiker sind.

Königsetappe, die erste!!!

Königsetappe, die erste!!!
Wie Königsetappe? Nach Bielefeld und dann Königsetappe??? Natürlich, jede Etappe ist eine
(Hansi-) König setappe. Wir werden ca. 22 Königsetappen fahren, nicht nur eine wie bei der
Franzosentour de Doping! .-.-. Wir sind noch total überwältigt von der Verabschiedung vor
dem Rathaus. Unglaublich, mit so einem umfangreichen Programm hatten wir nicht gerechnet.
Vielen Dank allen, die uns mit guten Wünschen auf den Weg geschickt haben!!! Wir hatten die
Grevener Str. in Saerbeck noch nicht verlassen, da ging es schon los... Meine
Wasserflaschenhalterung sank danieder und ich dachte schon: wenn wir jeden Km eine Panne
haben dann werden es bis ans Ziel ca. 1.600 Pannen. Na, dann prost Mahlzeit! Ein
freundlicher Bewohner des Eschgarten 2 half mit einem Inbusschlüssel aus, so dass wir nicht
mal unser Werkzeug aus den Abgründen unsere Gepäcktaschen ausgraben mussten. Nach 5 Min. ging es weiter. An der Saline in Bad Rothenfelde gönnten wir uns eine ausgiebige Pause und
rollten dann gemächlich in Bielefeld ein.

Tagesberichte

Leider ist der 1. Bericht von Heri verschwunden, muß wohl im Rahmen der letzten Wartungsarbeiten passiert sein..aber wir versuchen es weiter.

Freitag, 6. Mai 2011

Blog ist geöffnet

Dieser Blog wurde eröffnet, um jedem Gelegenheit zu geben, unsere Erfahrungen / Erlebnisse zu kommentieren. Dazu muß man sich nicht anmelden, sondern kann direkt schreiben.