Montag, 30. Mai 2011

Königsetappe, die 20.

Von Königsberg nach Lesroy, 49 km, 2.34 Std. im Sattel (wg. Schieben im Sand am Strand)
Nun war er in seiner Stadt, in König sberg, der Hansi, und es hat ihm und mir natürlich auch, sehr gefallen. Erstaunlich gut konnten wir die quirlige Großstadt hinter uns lassen und nach einem Abzweig von der Hauptstraße nach etwa 10 km von mäßigem Verkehr begleitet auf die Kurische Nehrung einbiegen. Nur 45 km bis zum nächsten Übernachtungsdomizil waren schnell geradelt. Hansi versuchte die Landung aus dem Fahrradsattel mit eingesprungener Waagepirouette, das misslang ein wenig. Er wollte unbedingt in einer Baustelle ein Foto schießen und übersah ein tiefes Schlagloch dabei. Nur ein kleiner Kratzer am Ellenbogen war die Folge. Das Handy, es überträgt immer wieder unseren Standort ins Internet, verabschiedete sich mit einem gewagten Hechtsprung und 3-fachem Salto in den Graben, blieb aber unversehrt. Nach ca. 5 km bemerkte Hansi, dass auch seine Wasserflasche sich aus der Halterung davon gemacht hatte. Etwas Schwund ist immer dabei... Nach dem Einchecken, das kleine Hotel liegt direkt am Haff, sprangen wir erneut auf die Räder um die Gegend zu erkunden und evtl. der Vogelwarte Rossitten einen Besuch abzustatten, Die jetzige Vogelwarte wird finanziell von der Heinz-Sielmann-Stiftung gefördert, da Mittel aus russischen Töpfen nur spärlich fließen. Nähere Infos unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Vogelwarte_Rossitten So weit kamen wir aber gar nicht. Links von uns schimmerte die Ostsee durch den Wald und schwupps, bogen unsere tapferen Rollmaschinen ab und nach 300 m wälzten wir uns im feinen, heißen Sand bei 25 Grad im Schatten, strahlendem Sonnenschein und ganz leichtem Wellengang. He, sind wir auf den Malediven gelandet??? Würde mich mal einer zwicken, damit ich aus diesem Traum erwache??? Es ist nicht mehr zu beschreiben was wir hier erleben! Mehrfach tauchte ich in den kühlen Fluten unter und genoss diese Erfrischung in der glühenden Hitze, die uns das Tagesgestirn auf den Pelz brannte. Möglicherweise wird der heutige Sonnenbrand -trotz UV-Schutz-Schmiere- unsere größte "Verletzung" sein, die uns auf der Tour de Rietavas ereilt! Bis 19 Uhr suhlten wir uns in dem feinkörnigen Untergrund und nach dem Essen überquerten wir noch einmal die Nehrung und ließen ganz langsam den immer größer und roter werdenden Sonnenball im Silberglitzern der Ostsee versinken, Gänsehautfeeling pur!!! Uns erwartet morgen noch heißeres Wetter, etliche von Euch wohl schon der Flieger. Das Ende unserer Traumtour rückt immer näher, wir laufen ja morgen bereits in Litauen ein! Guten Flug wünschen wir der Schnellreisegruppe, Ihr dürft uns ruhig überholen. Hier unten auf der Kurischen Nehrung ist es viel schöner als bei Euch in Luft! Dann bis dann...

Sonntag, 29. Mai 2011

Königsetappe, die 19.

Von Frombork nach Kaliningrad, 74 km, 3.34 Std. im Sattel
Nun haben wir der EU den Rücken gekehrt für 2 Tage und sind in der russischen Enklave Königsberg gut angekommen. Königsberg!!! Und dann mit dem Fahrrad!!! Schon wieder so ein Highlight nach rund 1.400 km. Auf super zu befahrender Straße, Wind wie immer, war die EU-Außengrenze nach 20 km erreicht. Nach 5-maliger Pass- bzw. Pass/Zollkontrolle waren die Formalitäten in 40 Min. erledigt und wir waren in Russland. Immer wieder blinzelte das Frische Haff mit der Nehrung am Horizont durch die Bäume und mit einem Schnitt von fast 21 kmh, erreicht trotz Schieben beim Grenzübertritt und beim vorsichtigen Durchfahren der Innenstadt von Königsberg. Immerhin leben hier 422.000 Menschen. Wir werden also immer schneller mit unseren Tretomobilen! Da Königsberg im Krieg schwer geschädigt wurde sind nur ganz wenige historische Gebäude erhalten. Der Dom war ebenfalls von britischen Bomben stark beschädigt und die Ruine wurde dann ab 1992 wieder restauriert und aufgebaut. Ein gelungenes Beispiel für die Entwicklung nach der Perestroika. Mehr dazu unter: http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6nigsberger_Dom Es ist ja kaum zu glauben, aber Hansis Technik funktioniert tatsächlich auch in Russland. Meine leisen Zweifel gestern waren absolut unbegründet. So könnt Ihr Eure Gute-Nacht-Lektüre wie gehabt geniessen, sogar eine Stunde früher, denn wir müssen hier die Uhr um diese Stunde vorstellen. Wir frühstücken morgen bereits um 7.00 Uhr MESZ. Bei unserem Stadtbesichtigungsgang pirschte ich mich mehrfach vergeblich an mich freundlich anlächelnde Geldautomaten heran, ließ diese meine EC-Karte verschlucken und dann taten sie so, als wollten sie mir dienlich sein. Die Geheimzahl wurde mir auf deutsch oder englisch entlockt, sogar einen Betrag durfte ich in Auftrag geben, mit dem ich dann ein bescheidenes Abendmenue hätte bezahlen können. Aber dann! Angewidert spuckte ein Automat nach dem anderen meine Karte aus mit fadenscheinigen Begründungen: Karte nicht gültig, Betrag von ihrer Bank abgelehnt (Ich muss meine ehemaligen Kollegen mal fragen, ob sie ihre Finger im Spiel hatten...) u.ä. Wir sahen uns schon mit hungrigen Mägen schlaflos auf der Matratze winden oder vor lauter Not den Putz von der Wand fressen, auch das Abnagen der Tischkante wurde schon ernsthaft nin Erwägung gezogen, da leuchtete uns doch, als ehem. Sparkassenleiter wage ich es kaum zu schreiben, das Zeichen einer Volksbank einladend an. "Hansi, das ist mein letzter Versuch, danach kannst Du Deine Karte testen." Doch, oh Wunder, ohne langes Zaudern schob mir dieser freundliche Automat doch glatt 4000 Rubelchen durch Geldschlitz und fraß zudem nicht die Karte begierig auf, nein, mit freundlichem Blinken konnte ich sie wieder entnehmen und in den Abgrundtiefen meines Geldaufbewahrungsbehältnisses verschwinden lassen. Ha, der Abend war gerettet! Hungrig wie die Wölfe wären wir beinahe im Gasthof zur Goldenen Möwe gelandet. Wie, ihr kennt nicht die Goldene Möwe??? Manche nennen es auch MC Donalds oder so. Aber gerade rechtzeitig strahlte uns das Wörtchen Pizza entgegen, in für uns leserlichen Buchstaben. Man kommt sich schon ziemlich als Analphabet vor hier in Russland. Dazu ein halbes Literchen echtes tschechisches Budweiser Bier und das seelische Gleichgewicht war wieder hergestellt. Die Garmins werden hier natürlich immer wertvoller, man kann ja nicht mal die Straßennamen lesen! Morgen nun noch einmal eine kurze Etappe, wir übernachten auf der Kurischen Nehrung noch im russischen Teil, bevor es dann übermorgen über Nidda (bereits Litauen) nach Klaipeda, früher Memel geht. So, wie wir drauf sind könnten wir eigentlich weiter fahren bis St. Petersburg! Aber nu mal nicht größenwahnsinnig werden...wa? Wir sehen uns bald!!! Gutes Nächtle.

Samstag, 28. Mai 2011

Königsetappe, die 18.

Von Elblag nach Frombork, 42 Km, 2.10 Std. im Sattel

Die kürzeste Etappe unserer Tour ist geschafft. Ich hatte mich auf ruhiges Rollen eingestellt ohne Höhenmeter, denn schließlich ist die Ostsee nahe. Aber gleich hinter Elblag gings rauf und noch raufer mit kurzen Abfahrten und wieder rauf, ca. 200 Hm. Die Beine hatten aber bereits gemütliche Flachetappe gespeichert, oder war es der Kopf? Jedenfalls dauerte es lange bis der alte Rhythmus sich wieder einstellte. Nach einer 2,5 km Abfahrt waren wir wieder bei Höhe fast 0, denn vor uns die ruhigen Fluten des Frischen Haff. Und dann der nächste Höhenzug, noch mal Gas geben und danach erst gemächlich in Frauenburg einrollen. Ein kleines Dorf mit einer riesigen Kathedrale, die bereits 1288 begonnen wurde zu bauen. Näheres hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Frauenburger_Dom Ein Musikschul- oder Schülerkonzert vertrieb uns die Zeit, die Mütter verkauften Kuchen, 2 Stück 50 ct. umgerechnet. Schmeckte super! Vom hohen ehemaligen Wasserturm aus genießt man einen traumhaften Blick sowohl zur Kathedrale als auch aufs Frische Haff und die Frische Nehrung, die sich zig Km am Horizont ausbreitet. Ein erhebendes Gefühl mal wieder, wir sind mit dem Fahrrad zur Ostsee ans Frische Haff gefahren!! Wir haben inzwischen ca. 1.300 km hinter uns. Wer hätte das gedacht, dass wir bis hier ohne unser Regenzeug auch nur auszupacken oder auch nur einmal Luft aufzupumpen, gekommen sind. Über den seit 18 Tagen anhaltenden Westwind schreibe ich schon gar nicht mehr... Auf dem Wasserturm hat Hansi das kleine Video aufgenommen, das ihr auf der Partnerschaftsseite durch Anklicken sehen könnt. Was der radelnde Technikus alles kann, ich bin immer wieder beeindruckt. Wir öffneten dann die kleine Glastür, die den Ausstieg auf die Aussichtsplattform regendicht hält um nach unten zu entweichen, ließen eine aus der Puste geratene Frau auf die Plattform treten und Hansi sagte zu mir: "Nun gehen wir mal wieder runter." Die Antwort der Frau: "Ich bleibe noch ein wenig." Ja, gibt es denn sowas! Aus Frankfurt mit Mann und Mutter angereist. Die ältere Dame war 3 Jahre, als sie ihre Heimat hier ganz in der Nähe verlassen musste und war nun das erste Mal zurückgekehrt. Natürlich konnte sie sich nicht an die Zeit erinnern, aber sehen wollte sie doch mal, wo sie ihre Kleinkindzeit verbracht hat. Der Sonnenuntergang mit Abendrot direkt am kleinen Hafen erlebt, war schon fast kitschig schön. Die Sonne versank hinter der Nehrung und spiegelte sich im Haff, die angestrahlten Wolken glühten in allen Rot- und Gelbtönen, um dann ganz langsam zu verblassen. Ich liebe solche Momente. Morgen nun verlassen wir die EU und radeln nach Königsberg/Kaliningrad. Sollte also Hansis langer Arm zu den Satelliten uns evtl. verlassen würde ich mich erst in Litauen am Dienstag wieder melden. Aber wie ich unseren Technikfreak kenne, kann sein System auch russisch. Wir werden sehen. Also schaun mer mal... Einen schönen Sonntag wünsche ich allerseits.

Freitag, 27. Mai 2011

Königsetappe, die 17.

Von Starogard Gdanski nach Elblag, 71 km, 3.29 Std. im Sattel
Wetter-online.de sagte für heute Vormittag vermehrte Schauer voraus, für nachmittags gelegentliche. Egal, wo die vermehrten und die gelegentlichen runterregneten, bei uns jedenfalls nicht. 4 km der Straße waren auf der ganzen Breite mit 10 x 10 cm Basaltsteinen gepflastert, die von den LKW´s dann auch noch etwas umdrapiert worden sind, so dass wir wieder mit einer Rüttelmassage belohnt wurden. Zum Glück war die Fahrbahn breit genug für alle. Dann folgten 15 km Betonplatten, Breite: halbe Straße mal ca. 6 m. Das Konzert kann man ahnen: to tonk, to tonk oder auch tocktock tocktock...Jedenfalls hätten wir vermutet, wenn wir neben einem Presslufthammer gefahren wären, da spielt ein Streichorchester Mozarts kleine Nachtmusik... Ohrenbetäubend!!! Dann wieder mal ruhiger Asphalt, sogar mit einem kleinen Mehrzweckstreifen. Also sind wir gut angekommen in Elblag, früher Elbing. Hier gibt es die berühmte Schiffstour, bei der die Ausflugsschiffe 5 mal auf Schienen Berge hoch gezogen werden. Dadurch werden 100 Höhenmeter überwunden ohne Schleusen. Der Oberlander Kanal wurde zwischen 1845 und 1860 erbaut! Einfach mal anklicken: http://de.wikipedia.org/wiki/Oberl%C3%A4ndischer_Kanal Leider ist Hansi nicht zu bewegen, mit so einem Schiff einmal mit zu fahren. Elblag ist eine sehr schön renovierte Stadt, die nach dem Krieg zu ca. 65 % zerstört war und im alten Stil wieder aufgebaut wurde. Da heute nicht ganz so viel zu berichten ist kann ich noch auf nicht tagesaktuelle Dinge eingehen. Unsere Garmins, die super Navis! Auch ein Garmin ist nur ein Mensch, hat man nachmal den Eindruck. Mein Garmin gehört Marianne, sie muss zu den Frühaufstehern gehören, da sie Hunde hat. Genau so ist ihr Garmin: morgens auf Knopfdruck springt es aus dem Bett, blinzelt unverzüglich gen Himmel, flirtet sofort mit 8 - 10 Satelliten, hochtourig arbeitet das Gehirn die Route durch und zeigt an, wo es lang geht. Hansi hat das baugleiche, mit gleicher Software und Kartenmaterial von Herm-JO. Die haben keinen Hund... Das Navi darf also auch zu Hause sicher etwas länger ruhen. Der etwas schläfrige Blick Richtung Satelliten, das gemächliche Laden der Route sprechen dafür. Und dann kam für uns häufig der Hammer: Mein Navi hatte die Route mit z. B. 74 km, Hansis mit 85 km ermittelt! Ist doch gut, wenn die beiden Garmins sich streiten, dann brauchen wir das nicht tun und wir tun es auch nicht. Gegen Ende der Tour haben sich die beiden Wegfinder dann wieder lieb und zeigen noch die letzten 10 km gemeinsam auf gleichen Pfaden an, denn ans gleiche Ziel wollen sie beide. Technisch nicht ganz erklärbar, aber wie erwähnt: auch ein Garmin ist nur ein Mensch. Morgen ist die kürzeste Etappe, Erholung pur, die Ostsee ruft. Dann kann ich Euch abends ein wenig Wellenrauschen schicken. Na, wir jedenfalls rauschen jetzt ins Reich der Träume, das heißt, Hansi ist schon lange abgerauscht. Psst...Bis dann...

Donnerstag, 26. Mai 2011

Königsetappe, die 16.

Von Chojnice nach Starogard Gdanski, 74 km, 3.57 Std. im Sattel

Wie schon erwartet, gaben uns unsere Matratzen rechtzeitig um 6.30 Uhr einen Tritt und wir flogen unter die Dusche. Exakt um 7.55 Uhr saßen wir im 1. OG des Rathauses und niemand kam. Man wartete draußen auf uns. Die Deutschen sind immer so pünktlich, hieß es verwundert. Im Bürgermeisterbüro dann: Neben Chef Arseniusz Finster seine beiden Stellvertreter, natürlich Joanna (genannt Asia) Gappa, die perfekte Dolmetscherin, Marek Czajka, Vorsitzender des Partnerschaftsvereins Emsdetten/Chojnice, der Vorsitzende des Radsportclubs (er hat schon über 100.000 km (!!!) geradelt und Pressevertreter. Kaffee und Plätzchen standen bereit, wir saßen in lockerer Runde und ebensolcher Athmosphäre zusammen. Wir gaben natürlich gerne über unsere Tour Auskunft und die Unterzeichnung der Urkunden fand im Blitzlichtgewitter statt. 45 Min. nahmen sich die Bürgermeister Zeit für uns! Mit besten Wünschen für die weitere Tour und dem Auftrag alle herzlich zu grüßen, natürlich hatten wir auch die Grüße von "unseren" Bürgermeistern Wilfried Roos, Georg Moenikes, Antanas Cerneckis, den Partnerschaftsvereinen und allen Saerbeckern und Emsdettenern übermittelt, auf die Weiterreise geschickt. Zum Abschied umrundeten wir noch einmal den Brunnen vor dem Rathaus mit unseren Drahteseln und Asia und Marek winkten uns lange nach. Die Sonne lachte dazu, 100 weiße Taschentücher flatterten am Himmel, wir verließen viele neue Freunde!!! Bei dieser einmaligen Stimmung wäre es fast unmöglich gewesen, dass wir mit Blitz und grollendem Donner die Stadt verlassen hätten... Es passte einfach alles. Ein ganz herzliches Dankeschön sagen wir allen, mit denen wir in den letzten Tagen Kontakt hatten!!! Es war einfach super. Voller Euphorie lenkten uns unsere Garmin Richtung Starogard Gdanski. Liebe Leser, ist es Euch auch schon mal so gegangen, dass Euch morgens eine Melodie einfällt, die Euch den ganzen Tag verfolgt? Mich verließ eine Melodie aus der Operette "Der Bettelstudent" von Carl Millöcker nicht und ich fragte mich immer wieder, wie konnte Millöcker im Jahre 1882 Asia Gappa bereits beschreiben mit einer schönen Arie in der es immer wieder heißt:...der Polin Reiz ist unerreicht..... Asia, Dir noch einmal einen herzlichen Glückwunsch zum Muttertag, der heute in Polen begangen wird! Die Straße war heute gut befahrbar durch einen kleinen Streifen rechts neben dem Randstreifenstrich. 2 lange Baustellen, in denen Rechtecke aus der Fahrbahn gefräst wurden in allen möglichen Größen veranlasste uns, die nur halbseitig befahrbare Straße nicht unbedingt mit LKW´s zu teilen, sondern einen Geschicklichkeitsparcours für Fortgeschrittene um die Löcher herum zu absolvieren. 2 Bauarbeiter regelten mit Fahnen und Sprechfunk, also Ampelersatz den Verkehr. Nach der 2. Baustelle versiegte der uns überholende Verkehr, die km-lange Schlange in unserer Gegenrichtung wartete darauf freie Fahrt signalisiert zu bekommen. Da nehme ich doch aus dem Augenwinkel ein Nummernschild wahr : ST- !!! (Unser Heimatkreis Steinfurt) Vollbremsung, runter vom Sattel und laut "Hey" gebrüllt. Ein junger Mann schaut mich konsterniert an, erst auf meine Handbewegung Fenster runter öffnet sich dieses. "Ich bin aus Saerbeck" "Was??? Ich bin aus Riesenbeck" (Nachbarort von Saerbeck) "Wir sind per Rad unterwegs von Saerbeck nach Litauen" "Waaaas??? Ehrlich???" Dann musste er mit der sich langsam in Bewegung setzenden Schlange mitfahren. Ich denke, der Riesenbecker denkt jetzt noch darüber nach, ob er vielleicht eine Fata Morgana gesehen hat oder ein Sekundenschlaf ihm einen komischen Traum bescherte... 200m neben der Straße lag etwas großes Braunes auf einem frisch bestellten Acker. Wieder Vollbremsung, Fernglas herausgekramt: Ein Damwild Alttier nutzte die pralle Mittagssonne und wärmte sich das Fell auf. Die polnische Speisekarte hier im Hotel brachte nicht den gewünschten Überblick über das umfangreiche Angebot. Aber mit Händen und Füßen kristallisierte sich dann doch eine gebratene Forelle heraus, die hervorragend mundete. So pfeift nun schon die Matratze nach uns und wir werden diesem Ruf folgen. Wieder geht ein ereignisreicher Tag für uns zu Ende, der uns mit großer Dankbarkeit erfüllt!!! Fortsetzung folgt...

Mittwoch, 25. Mai 2011

Königsetappe, die 15.

Von Jastrowie nach Chojnice, 70 km, 3.22 Std. im Sattel
Heute nun sollte der große Tag der Urkundenunterzeichnung sein, wir waren schon sehr gespannt! Dann der Anruf von Joanna Gappa: Bürgermeister Finster hat einen wichtigen Termin, die Unterzeichnung findet morgen um 8.00 Uhr statt. Aber sie möchte um 14.00 Uhr mit uns Essen gehen. Super, wir mit ihr auch! Wir sind eingeladen. Na, ganz herzlichen Dank! Rückblende zu heute morgen. Nach dem "leichten" Umtrunk mit den 3 "Strammen Ketten", (so stramm waren sie nun auch wieder nicht) waren wir trotzdem fit wie die Turnschuhe oder Radlerschuhe und hatten uns auf ca. 60 km auf dieser doppelten Fernstraße eingestellt. Die Nerven sind schon sehr angespannt bei den Aussichten. Zum Glück teilte sich dann diese Doppelbelastung, wir schoben die meisten LKW nach links raus und überließen denen auch die holprige Frostaufbruch- und Spurrillenstraße und vereinnahmten ganz selbstlos eine neu asphaltierte Version von Straße und fuhren sogar auf neu gemaltem Randstreifenstrich. Entspannung pur. Nach etlichen km fiel auf, dass plötzlich gebummelt wurde. He, sollte ein Virus unter den Autofahrern ausgebrochen sein der da heißt: ich nehme Rücksicht auf 1600 km - Radler, oder was. Braucht es vielleicht Medikamente, Antibiotika um diese Epidemie wieder in das wilde Jagen umzupolen??? Na, man denkt dann doch nicht zu lange darüber nach, bis die Lösung des Problems sichtbar wird. Eine freundliche rot-weiße Kelle, geschwungen von einer quicklebendigen Uniform war wohl die Ursache der Entschleunigung und ohne jede Gabe von pharmazeutischen Erzeugnissen erreichte der überholende Verkehr wieder alte Geschwindigkeitsrekorde. Gott sei Dank, keine Epidemie... Der stürmische, böige Wind (aus welcher Richtung darf geraten werden!) trieb uns mit über 21 km/h übers ganz leicht geschwungene Land und als dann die SMS von Joanna Gappa Hansis Handy piepsen ließ mit der Mitteilung: Meldet Euch doch per SMS bitte wenn ihr noch 1 Std. zu radeln habt bis Chojnice, da konnten wir fröhlich antworten: Noch 3 km bis zum Ziel, in 10 Min. sind wir da. Offenbar mit 3 -fachem Salto flog unser Empfangskomitee uns entgegen und fröhlich winkend wurden wir schon erwartet. Neben J. Gappa war der Vorsitzende des Partnerschaftsvereins Emsdetten/Chojnice Marek Czajka da, auch Schatzmeister Ceslaw Ropela und weitere Mitglieder. Reporterkameras klickten schon beim Herannahen, dann wurden wir auf dem Marktplatz vor dem Rathaus drapiert und bei bester Stimmung vor dem mit super schönen Bronzemädchen ausstaffierten Brunnen (wahrscheinlich hat Joanna Gappa Modell gestanden!!!) ausgiebig fotografiert. Nach schneller Dusche und Wechseln der Unterwäsche (Hansi wechselt mit Heri und Heri wechselt...) gab es köstlichen Lachs im Knuspermantel für mich und Hansi erquickte sich an einer Roulade. Leckkkkker! Bis 19.00 Uhr hatten wir dann Freizeit und besichtigten zu Fuß die Stadt. Erstaunliche Erkenntnis: wir können sogar noch laufen, welch ungewohnte Fortbewegungsart! Dann holten uns Marek u. Czeslaw ab zu einem Ausflug an den See Charzykowskie. Segelboote schaukelten leicht im Wind und eine tolle Abendstimmung lag über dem Gewässer. Nach einigen Piwos im Garten von Marek ruft nun die Matratze. Die wird uns morgen um 6.30 Uhr unerbittlich von sich abwerfen, damit wir rechtzeitig mit gepacktem Gerödel Richtung Rathaus ziehen können.
Also gibt es morgen einen weiteren Bericht, wenn denn Netz erreichbar ist.
Gehabt Euch wohl bis dahin!

Dienstag, 24. Mai 2011

Königsetappe, die 14.

Von Gajewo nach Jastrowie, 83 km, 4.19 im Sattel.

Es passiert uns immer wieder Unglaubliches!!!!!
Aber der Reihe nach. Die Verabschiedung von Fam. Warnke, die Oma war extra mit ihrem Urenkel gekommen, war nach dem üppigen Frühstück (alles selbstgemacht, Wurst, Käse, Marmelade mhmm) besonders herzlich. Ich war um 5.15 uhr aufgestanden und habe einen Pirschgang unternommen mit Kranichen, Wiedehopfen, Störchen und einem Reh im Anblick. Ein Traum von Natur, Konzert in allen Tonlagen. 38 km ging es dahin mit, ich wage es kaum auszusprechen: Rückenwind! 22.2 km/h im Schnitt, super. Ein See schimmert links durch die Bäume und ein Traum von mir wird wahr! Wir stürzen uns in die Fluten, ruhen im warmen Sand und nach einer Stunde geht es weiter. Gibt es etwas Schöneres??? Dann aber der Schreck. Da wir den R 1 wg. unseres Umweges über Chojnice verlassen haben, geht es über Pila auf nicht nur einer Bundesstr., sondern gleich auf 2 überlasteten Fernstraßen auf gemeinsamer Trasse weiter. Das Problem: Spurrillen, die am rechten Rand einen ca. 15 cm (!) Asphaltwall aufgetürmt haben, so dass wir ca. 1 m in der Straße fahren müssen.
Kaum jemand hebt den Bleifuss wg. 2 lächerlichen Radfahrern! Aber wir fahren mit gestreckten Armen, dann ragt der Ellenbogen nicht so weit in die Straße, und da es in Polen keine Langsamfahrer, die fest im Lenkrad verbissen, mit 60 oder 70 über die Straßen zuckeln und andere zur Weißglut bringen, gibt, fahren (fast) alle sehr aufmerksam und schieben sich mit Höchstgeschwindigkeit an uns vorbei, wenn auch nur um wenige Zentimeter. Falls dann ein LKW wg. Gegenverkehr vorzeitig wieder einscheren muß wie passiert, hilft es nichts: Unter 10 cm Abstand ab über den Huckel und ins Grüne! Lebensgefährlich! Unsere Schutzengel machten Überstunden... Während der Verabschiedung in Gajewo rief jemand an und erkundigte sich nach unserer Ankunftszeit in Jastrowie, wir konnten uns keinen Reim darauf machen. Man sprach nicht mit uns sondern polnisch. Wir würden abgeholt, hieß es. He, von wem??? Keine Ahnung. 5 km vor dem Ziel wurden wir gestoppt! Von 3 Radlern des Vereins "Stramme Kette", dazu der stellvertretende Bürgermeister von Jastrowie und ein Reporter. Nach einer herzlichen Begrüßung am Straßenrand wurden wir eskortiert, weg von der lebensgefährlichen Hauptstr. Alexandra Kreisel spricht perfekt Deutsch, 2 Lehrer etwas. Ruckzuck saßen wir in einem von vorne winzigen Kiosk mit großem Biergarten - hinten. 1 halber Liter Piwo zum warm werden, der 2. um mit Freunden, die man gefühlt seit 10 Jahren kennt, anzustoßen. Unglaublich!!! Die "Stramme Kette", besser die Stadt Jastrowie hat mit Steinfeld/Oldenburg eine Partnerschaft, Alexandra hat gestern von uns irgendwie erfahren und so kam unser Empfang ins Rollen. Wieder unglaublich!!! Um 20.oo Uhr ist das nächste Piwo (Bier) auf dem Tisch, die drei kommen wieder. Wir sollten nun schleunigst etwas essen, sonst finden wir später unser Bett vielleicht nicht. Wir empfinden eine riesige Dankbarkeit, dass uns solche Dinge hier passieren. Dass wir in der heutigen Zeit leben, fast ohne Grenzen und mit allen Menschen freundschaftlich umgehen können ist unbeschreiblich schön.
Falls ich morgen wieder schreiben kann... na bis dann.

Königsetappe, die 13.

Von Miedzychod nach Gajewo, 81 km, 4.03 Std. im Sattel.
Liebe Leser und innen,
ihr habt uns anscheinend alle in Euer Abendgebet eingeschlossen! Denn kaum hatte ich gestern meinen Bericht oder Blog, (kommt vielleicht von Schreibblock?) hochgeladen, da sauste das Blitz- und Donnerwetter über den See auf die Hotelterrasse zu und schob waagerecht einen Wolkenbruch unter das Überdach. Das kam so plötzlich, dass die ca. 20 Gäste hochflüchtig, nur ihre Biergläser rettend im Inneren des Etablissementes verschwanden. Ich rannte, nix schwere Beine, 2 Stockwerke nach oben, schloss unser Zimmer auf und knallte mit einem mutigen Hechtsprung die Balkontür zu. 1 qm Teppich waren schon klatschnass und ein Handtuch musste herhalten um weitere Schäden zu verhindern. Morgens um 5.oo Uhr drohten immer noch dunkelste Wolken zu uns herein, um 7.00 Uhr lachte die Sonne und das legte sich auch den ganzen Tag nicht. Danke für Eure Mithilfe. Auch Bio-Energie-Wilfried hats anscheinend wieder gerichtet: Westwind! Noch mal danke! Das war eine richtige Entspannungsetappe, fast ausschließlich gute Straßen, zum Teil auch mal ne Hauptstraße. Dort ist die Konzentration dann wieder ganz hoch zu halten, wir wollen schließlich nicht mit unseren Lenkern unschöne Kratzspuren an LKW Aufbauten hinterlassen... Zunächst 30 km nach Norden, dann Rechtsschwenk nach Osten und ohne große Anstrengung kam dabei eine Durchschnittsgeschwindigkeit von knapp über 20 km/h heraus. Nach 2 Tagen mit leichten Sitzproblemen haben wir wohl dazu gelernt. Vorgestern auf der flachen Oderdeichetappe waren wir so begeistert vom schnellen Fahren, dass wir unsere einmal eingenommene Sitzposition über ca. 2 Std. nicht veränderten. Ein Fehler, da die Punktbelastung sicher zu Durchblutungsstörungen führt. Jetzt ändern wir alle paar Minuten den Druckpunkt auf dem Sattel um 1 oder 2 cm. Und siehe da, das Sitzteil des Körpers dankt es. Einige äußerten im vorfeld, wir müßten doch vor Langeweile umkommen, 3 Wochen ödes trampeln und der sture Blick auf holprige Landstraßen, Radwege, Kattenköppe (=Kopfsteinpflaster)...usw... Ha, ich kann nur befreit lachen: wir fahren in einem Konzertsaal, Nachtigallen ohne Ende (darauf gehe ich gleich noch mal ein), Lerchen, Pirole, Amseln und Singdrosseln sowieso, Schwarzsspecht, Buntspecht und noch viele andere muntere Sänger unterhalten uns unentwegt. Dazu sehen wir Störche, sogar Kraniche, Wildschweine, Rehe, Wiedehopfe. Hinzu kommt die immer wieder abwechslungsreiche Landschaft. Langeweile, was ist das??? Zu erleben, wie bei Windunterstützung die Straßenbäume in die andere Richtung an uns vorbeigaloppieren, auch die Felder haben es eilig in die Gegenrichtung zu verschwinden. Wie die kleinen weißen Federwölkchen miteinander am Himmel spielen, Schleier ausbreiten, sich keck aufrichten und plötzlich ganz breit grinsen, sich eine Bart wachsen lassen oder andere ulkige Gestalten annehmen kann gar keine Langeweile aufkommen lassen. Mit dieser Einstellung fährt den ganzen Tag eine positive Euphorie mit und das Ziel kommt immer näher. Sagte ich schon, die
1 0 0 0 km Marke ist überfahren!!! Jetzt sind wir bei Fam. Warnke auf einem Bauernhof unterbebracht, also was Hansi alles für Unterkünfte gefunden hat ist unglaublich! "Warum sprechen Sie so ein perfektes Deutsch, Frau Warnke (79 Jahre alt)?" "Na, ich bin D e u t s c h e! Der Krieg ist über uns hinweggezogen und wir sind einfach da geblieben. Mein Mann, leider schon vor 20 Jahren verstorben war unter den Polen 39 Jahre Bürgermeister." Man glaubt kaum, was man da hört. Eine absolut interessante Frau, das Interview wird man in meinem Film sehen können.
So langsam schreibe ich mich in Euphorie und Euch wird es vielleicht langweilig, wer hat schon die Zeit, sich meine geistigen Ergüsse mit Verstand durchzulesen? Also will ich lieber mal Schluss machen, die Sache mit den Nachtigallen verschiebe ich mal. Übermorgen um 15.00 Uhr werden wir vom Bürgermeister in Chojnice empfangen. Wir sind schon sehr gespannt! Da fällt mir doch noch etwas Wichtiges ein, das ich euch nicht vorenthalten möchte: Heute Nacht musste ich doch tatsächlich eine Dopingkontrolle über mich ergehen lassen. Na ja, bei Ausdauersportlern sicher nichts ungewöhnliches. Und dass die "Mitarbeiter" der NADA (Nationale Antidopingagentur) uns problemlos finden konnten war bei Hansis Technik mit jederzeitiger Standortbestimmung problemlos möglich. Also wurde bei mir auf dem Handrücken Blut entnommen, auch noch so unprofessionell, dass die Hand ganz dick ist und ich eine richtige Teigpfote habe. Aber auch zur Sicherheit aus den Füßen, den Beinen und und und... Ganz interessant ist, das keine Mücke sich für blaues königliches Geblüt interessierte, alle wollten nur Diesel...
Leider ist hier kein Netzempfang, so dass der Bericht erst morgen hochgeladen werden kann! Bleibt uns gewogen.

Sonntag, 22. Mai 2011

Königsetappe, die 12.

Von Osno Lubuskie nach Miedzychod, 105 km, 6.12 Std. im Sattel (und daneben s.u.)

Heute stand die Hammertour auf dem Plan. Mit 105 km die längste der Tour. Dazu kam eine lieblich anzuschauende Landschaft mit welligem Profil. Die letzten Eiszeitgletscher haben kräftig gearbeitet und so eine Strecke für uns installiert, die es in sich hatte. Rhythmus war nicht ins Pedal zu bringen, entweder ging es rauf oder runter. Die Ritzel und Zahnkränze sprühten vor Anspannung, ständig hüpfte die Kette wie vor Freude von einem zum anderen. So wurden alle 27 Gänge gebraucht und durchgearbeitet. Man versucht halt, die eingesetzte Power (Newtonmeter) immer gleich hoch zu halten, damit die Muskeln nicht übersäuern. Gelingt nur, bis man im 1. Gang angekommen ist. Dann heißt es strampeln bis die Oberschenkel glühen. Auch wenn die Steigungen nur wenige 100 m lang sind geht es an die Kondition. Konsequente Pausen sind wichtig und wurden von uns auch eingehalten: nach 30,50,70 und 90 km.Inzwischen ist das Sitzorgan auch strapaziert, es ist zweckmäßig, bei den Abfahrten kurz aus dem Sattel zu kommen und im Stehen zu fahren. Wir erbringen hier sicher keine Leistung, die unser Herz-Kreislaufsystem überstrapaziert, aber ein Sonntagsnachmittagsausflug ist das auch nicht. Das Problem ist die Punktbelastung. In erster Linie der sitzende Teil, ständig ist der Druck von über 90 KG vorhanden auf kleiner Fläche. Dann die Oberschenkel, die die absolute Ausdauerleistung bringen müssen, dazu noch die Knie und das Hüftgelenk. Der Rest des Körpers kann ruhen. Dass wir bisher bei über 900 gefahrenen km so wenig Schwierigkeiten haben verwundert uns jeden Tag aufs Neue. Nach jeder Pause braucht es ca. 1 km, bis das Antriebssystem wieder rund läuft. Zurück zur heutigen Tour. Bisher kannten wir ja nur vom Hörensagen, dass es so etwas wie Gegenwind geben soll auf dieser Welt... Keine Erfahrung in 11 Radeltagen mit dieser Merkwürdigkeit. Heute endlich durften wir auch diese Erfahrung sammeln. Ha, was für ein "Vergnügen"! Man tritt ins Pedal und meint ca 22 km/h zu fahren und stellt entsetzt fest, es sind muntere 14. Na ja, das war nicht die ganze Zeit so... Der Höhepunkt kam nach 90 km. Sowohl der R 1 als auch beide Garmins waren sich ausnahmsweise mal einig: Rechts ab von der Straße nach Miedzychod. Und wir folgten brav, obwohl wir schon etliche km auf der Hauptstraße gestrampelt hatten. Nach einem passablen km dann das tiefe Eintauchen in schuhrandhohen Wühlsand. Jede Wanderdüne würde blass werden bei dem Anblick von diesem Mehl. Herrschaften, ich bin begeisterter Bergsteiger, mein Gleichgewichtsgefühl also m.E. sehr gut ausgeprägt, aber hier war ich machtlos und nicht fähig, mich auf dem Drahtesel zu halten. Lenkten wir leicht rechts, schlingerte das Hinterrad links und wir standen quer, abspringen, Versuch aufzusteigen, 1. Gang natürlich, treten, das Hinterrad dreht auf der Stelle durch und versinkt 10 cm im Feinstaubsand. Aussichslos, per Pedalantrieb voranzukommen!!! Schieben, hieß die Devise. Über 4 km Berge rauf, Berge runter, immer wieder Fahrversuche, die kurzfristig durch Querstehen unserer liebgewonnenen Rädchen beendet wurden. Über 1 km haben wir nach dem Motto gehandelt: wer sein Radelchen liebt, der schiebt. Wer auf die Idee gekommen ist, diese unfahrbare Sandwüste R 1 zu nennen hat wahrscheinlich noch nie ein Fahrrad unterm Hintern gehabt! So, jetzt ist auch die Überschrift erklärt: auf dem Sattel und daneben. Aber jetzt sitzen wir im Hotel Neptun, haben gerade vorzüglich gespeist, ein Gewitter baut sich auf der anderen Seite des Sees auf, die ersten Blitze zucken und es geht uns wieder gut. Mein erster Gang war AB IN DEN SEE und ne Runde schwimmen. Herrliche Erfrischung!! Heute Nacht werden wir nicht schlafen sondern den phantastischen Blick auf das Gewässer und den dahinter liegenden Kirchturm genießen.
Dann bis morgen.

Samstag, 21. Mai 2011

Königsetappe, die 11.

Von Buckow nach Polen, 88 km, 4.29 Std. im Sattel
Bergfest 800 Bergfest 800 Bergfest 800 km haben wir heute erreicht!!!!!!!!
Nun kann die 2. Hälfte der Tour de Rietavas beginnen. Gleich mehrere Highlights standen über den Tag verteilt auf dem Plan. Erst mal das Erreichen der 800 km-Marke. Nur die Champagnerdusche fehlte! Dann die Fahrt auf dem Oderdeich, mal wieder mit leichtem Rückenwind. So kamen wir doch tatsächlich auf eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 20 km/h!!! Dass wir das bisher nicht schafften lag am Untergrund. Die Horden von Kattenkopp (=Kopfsteinpflaster) fetischisten, die sich offensichtlich in die Bauplanungsämter eingeschlichen haben werden zum Glück weniger und das erleichtert uns ohne Rütteleinlagen das Vorwärtskommen doch ganz erheblich. Die Überquerung der Oder bei Küstrin dann das nächste Highlight. und nun sind wir in Polen, haben den ersten Geldautomaten geplündert und verfügen somit über Slotys. Noch keine 5 km in Polen, rechts und links die unendlichen, unbegehbaren, nassen, mit Schilf, Binsen und Blänken durchsetzen Moor-Niederungen der Oder, wir auf einer viel befahrenen Bundesstraße mit hoher Konzentration, dass uns ja nicht der nächste Hochtempo-LKW beim Vorbeirauschen mit 20 cm Abstand durch seinen Fahrtwind ansaugt, das Auge des Naturfreundes und Jägers aber immer auch ein klein wenig in die moorige Landschaft schielend, da erblicke ich Unglaubliches: Am hellerlichten Tage steht doch eine Bache samt 2 Frischlingen ca. 50 m von der Straße im Matsch und bricht nach Fraß!!! Und nicht nur das, die fühlten sich so sicher in dem für Menschen unbegehbaren Biotop, dass ich vom Fahrrad springen, den Camcorder auspacken und filmen konnte. In meinem gelben Radlerdress, es ist zwar fast immer der selbe, aber ich habe ihn schon mehrfach gewaschen, war ich nun nicht gerade jägerlike getarnt, außerdem blies mir der Wind in den Nacken, so dass die Bache dann doch Wind bekam und ein paar Meter parallel zur Straße weiter zog. Penetrant, wie ich in solchen Fällen nun mal bin, pirschte ich hinterher und konnte weitere Filmaufnahmen machen. Ein Highlight für mich!!! Hansi hatte ein ganz eigenes Highlight völlig anderer Natur: Wir fuhren mit flotter Pedale ein super asphaltiertes Stück R 1 durch einen Wald, der Weg machte einen 90 Grad Linksknick, natürlich mit Piepzeichen vorher durch das Garmin Navi angekündigt. In solchen Fällen fahre ich ein paar Meter voraus damit es nicht eng wird. Plötzlich ein Schrei und Hansi steht einige Meter im Wald, zum Glück zwischen dicken Bäumen ohne von diesen abrupt gebremst worden zu sein! Was war passiert? In besagter scharfer Kurve hatte es sich ein Kiefernzapfen bequem gemacht, dessen Ruhe Hansi durch überfahren in Schräglage abrupt störte. Die 5 cm lange, rundlich konisch zulaufende Waldfrucht rächte sich unverzüglich für so eine gröbliche Behandlung und versetzte das Vorderrad gerade so weit, dass Hansi nur noch geradeaus ins Unterholz weiter fahren konnte. Zum Glück ist außer einer Schrecksekunde nichts passiert. Hansi ist voll des Lobes über seine Bremsen, die verhinderten, dass der nächste Baum beim Abbremsen geholfen hätte. Eigentlich wollte ich erst gegen Ende der Tour darauf kommen, aber im Augenblick bietet es sich an: Peter Ceglarek (für Nicht-Saerbecker, der Pfarrer der kath. Kirchengemeinde) hatte uns bei unserer Verabschiedung 2 kleine, bronzene Schutzengel überreichen lassen, die wir natürlich mit uns führen, obwohl wir auf jedes Gramm Gewicht achten. So viel Glück, wie wir bisher hatten kann nur durch die beiden uns wohlgesonnenen Begleiter geregelt worden sein. Ein ganz herzliches Dankeschön an den umsichtigen Peter Ceglarek!!! Wir werden auch weiter mit ihnen fahren und auch auf keinen Fall schneller, als sie fliegen können. Noch ein kurzer Nachtrag zu gestern. Die nächste Gelgenheit um die verbrauchten Energiereserven mit Kalorien wieder aufzufüllen war ca. 4 km enfernt und wurde auch gegen Abend von uns angesteuert. Eine leckere Forelle (mal keine Pizza) mundete vorzüglich auf der Terrasse des "Bergschlösschen." Unser Blick ging weit über die Märkische Schweiz und es blieb uns nicht verborgen, dass es schwarz und schwärzer am Himmel wurde, die Blitze wurden immer beeindruckender. Nachdem die Gläser mit alkoholfreiem Weizen, die letzten, die man im Bestand hatte (Kneipe trocken getrunken!) geleert waren, hielt uns eh nichts mehr an dem gastlichen Ort, denn: Das Trinkgeschirr, so bald es leer, macht keine rechte Freude mehr! Also zahlten wir und entfernten uns diskret Richtung Nachtlager in 3 Eichen. Dort angekommen dauerte es noch genau 10 Minuten bis der heftige Gewitterguss sich freie Bahn verschaffte und endlich etwas positives für die unter der Trockenheit leidende Natur tat. Morgen ist die längste Etappe an der Reihe: ca. 105 Km.

Freitag, 20. Mai 2011

Königsetappe, die 10.

Von der Weltstadt Berlin in die Wildnis von Buckow. 77 Km, 4.12 Std. im Sattel.
Direkt unter Wolfgangs Wohnung (wir übernachteten bei meinem Sohn) ist ein kleiner Backwarenladen, wie es ihn in Friedrichshain an jeder Ecke gibt. Ein ganzes Baguettesbrötchen, mindestens 25 cm lang, belegt mit z.B. Salami, Käse, Ei, Grünzeug oder Käse, Käse und noch mehr Käse kostet fix und fertig 1,70 Euro. Nähe Brandenburger Tor meint man, den ganzen Laden gekauft zu haben wenn man ähnliches bestellt. In Berlin kann man, wenn man sich etwas auskennt, preisgünstig leben. Gestern habe ich in einem Fahrradlädchen eine Schraube austauschen lassen am Ständer, am Fahrradständer versteht sich. Schraube rausdrehen, neue längere suchen und reindrehen (ca. 10 Min.) kostete incl. Schraube 0,50 Euro!! Man staunt. Heute morgen nach recht wenig Schlaf und Baguettesverzehr packten wir wie jeden Tag unser Gerödel zusammen. Wolfgang entwich Richtung Arbeit, wir sollten die Schlüssel in seinem Briefkasten deponieren. Alles runtergeschleppt, übrigens deutlich weniger als das, was wir gestern angeschleppt hatten. Wir haben die Gepäcktaschen gründlich druchforstet und reichlich überflüssiges Zeug in Berlin deponiert. Jetzt verfügen wir sogar noch über ein wenig freien Stauraum! Fahrräder aus dem Keller geholt, alles abreisefertig angebaut, Hansis Technik installiert. "Hansi, hamwa alles?" ... "Von mir aus kanns losgehen." Also, Schlüssel in den Briefkasten, Fahrräder auf die Straße uns los. LOS??? Wo sind unsere Helme??? Sche..., die liegen in der Wohnung. Um die Ecke zum Fahrradladen. Noch zu, macht erst um 10.00 Uhr auf. Aber daneben ein Blumenladen bietet bereits seine Dienste an. Nach Schilderung des Problems erhielt ich ein Stück Blumendraht (kostenlos) und schnell war eine Angel für verfrüht eingeworfene Schlüssel angefertigt und der Fischzug begann. Keine 2 Minuten und der dicke Fisch hatte angebissen und ließ sich durch den schmalen Schlitz ans Licht dieser Welt hieven! Ha, unsere Sicherheit war gerettet, die Köpfe fuhren auch auf dieser Etappe wohl behütet mit uns spazieren. Den Blick auf die Molekulman , die Treptowers (von Treptower Towers) mit der Oberbaumbrücke im Hintergrund ersparten wir uns nicht, dann ging die Post ab. Herrliches warmes Wetter und wir fuhren im Grünen, obwohl noch in der Großstadt.Dann führte uns das Garmin und der unmissverständliche Wegweiser des R 1 links ab und wir machten eine Vollbremsung: Wir standen auf einem kleinen Steg mit einer Kette davor. 10 Min. später kam eine kleine Fähre angetuckert und setzte uns über auf die andere Spreeseite. Zwischenzeitlich erreichte uns das Gewusel eines Kitaausfluges. Mehrere Kinder berichteten uns, dass sie heute morgen schon einen Fuchs gesehen haben. Na ja, was Stadtkinder so für einen Fuchs halten... vielleicht Oma Gertruds überfetteten knieschnackligen Dackel... Aber nein, die Erzieherinnen bestätigten, dass um die Kita herum mehrere Füchse leben, sie zeigen nur noch eine Fluchtdistanz von ca. 10 m. Großstadtprobleme halt. Jetzt sind wir in "3 Eichen," 4 km hinter Buckow mitten im Wald angekommen, die Frösche quaken, die Vögel singen, es ist kein Handynetz vorhanden und Internet sowieso nicht. Was für eine glückliche Welt. Für Hansi eher unglücklich... Mal sehen, ob wir das Technikequipment nachher noch auf die Anhöhe Richtung Buckow schleppen, dort soll es Handyempfang geben, um euch in den Genuss dieser Zeilen zu bringen. Tatsächlich, auf dem Weg zu einem abendlichen Imbiss, heute keine Pizza sondern Forelle Müllerin, ist Empfang!

Königsetappe, die 9.

Vom Schwielowsee nach Berlin, 64 Km, 3.52 Std. im Sattel
Die wiedervereinte Haupstadt ist erreicht!!! Auf dem Seeuferweg des Schwielowsees ging es zügig Richtung Potsdam, über die geschichtsträchtige Glienicker Brücke, bekannt durch den Austausch von Spionen und die Übergabe von für harte DM freigekaufte Häftlinge. Gut, dass das nun seit über 20 Jahren vorbei ist und wir ohne Stacheldrahtverhaue und Mauern die Brücke queren konnten. Weiter am Wannsee und durch den Grunewald rollten wir auf die Siegessäule zu, die (auch als Goldelse bekannt) in neuem Blattgoldglanz erstrahlt, mit dem Himmel um die Wette. Schwülwarm wars und das Brandenburger Tor so nahe! Leute, ich kann schon behaupten, dass es für uns ein erhebendes Gefühl mit Gänsehautcharakter war, ganz langsam durch dieses Wahrzeichen der Hauptstadt zu rollen!!! Natürlich kamen wir sofort unseren Pflichten nach und Fotos in allen Lebenslagen wurden auf dem Chip gespeichert, damit Hansi jetzt die Bilder auch hochladen kann. Nachdem diese "Pflichtaufgabe" zu unserer Zufriedenheit beendet war, gönnten wir uns in der nächsten Bäckerei draußen einen Cappuccino, mit Blick auf die Quadriga. Ich saß noch kaum und hatte den köstlichen Mohnkuchen vor mir abgestellt, da schwang sich bereits der erste Spatz auf meinen Tellerrand und fand meine dunkle, süße Kuchenspezialität auch zum Fressen gern. Hätte ich nicht energisch die inzwischen ca. 10 Sperlinge verscheucht, wäre mein Anteil an der Köstlichkeit nicht sehr groß ausgefallen. Es dunkelte über dem Brandenburger Tor innerhalb weniger Minuten und schon brach ein heftiger Regenschauer los, der die schwüle Luft aber nur wenig erfrischen konnte. Das war nun der heftigste Niederschlag in den bisherigen 9 Reisetagen. Nach einer halben Stunde konnten wir weiter radeln und besichtigten den Reichstag (Fotopause), das Kanzler(in)amt, den neuen Glaspalast, den man Hauptbahnhof nennt, die Straße Unter den Linden Richtung Dom und Alexanderplatz, weiter nach Friedrichhain zu unserem Nachtlager. Eine kleine Raparatur an meinem Fahrrad war schnell erledigt und nach einem Imbiss beglückten wir noch einmal die zentralen Stätten mit unserer Anwesenheit um einfach das Flair der lauen Sommernacht rund um das Brandenburger Tor auf uns wirken zu lassen. Ich denke, dass morgen Abend um 8.00 Uhr nur noch Schnarchen von der Matratze zu hören sein wird, denn jetzt ist es bereits 0.30 Uhr. Also gutes Nächtle allerseits!

Mittwoch, 18. Mai 2011

Königsetappe, die 8.

Von der Lutherstadt Wittenberg nach Ferch am Schwielowsee. 81 Km, 4.30 Std. im Sattel.

Die geschichtsträchtige Stadt Wittenberg ließen wir um 9.00 Uhr hinter uns, nochmal von einer Nachtigall verabschiedet. Die Gegend wurde trockener, nicht mehr so ein ideales Biotop für die fleißigen Sänger wie in den Saale- und Elbeauen. Dafür hörten wir etliche Pirole mit ihrem sanften, melodischen Ruf. Und was ich schon die ganze Zeit vermisst hatte: endlich kamen 2 Rehe in Anblick. Zunächst noch über holprige Feldwege wurde der Untergrund noch in Sachsen-Anhalt deutlich besser. Weite Strecken, auch durch dichte Wälder waren mit einem neu asphaltierten Belag ausgestattet und so ging es flink dahin. Natürlich immer wieder mal unterbrochen von Rüttelmassage bei Ortsdurchfahrten. In Brandenburg dann fast durchgängig neuer Belag auf dem R 1! Einfach super zu fahren. So kamen wir auf einen Schnitt von 18,5 Km/h. Erst 11 Km vor unserem heutigen Tagesziel folgten wir dann nicht dem R 1, sondern glaubten dem Garmin-Navi. Das war nun etwas leichtsinnig! Nix mehr Asphalt sondern Wühlsand. Ist schon mal jemand mehrere Km mit 17 - 25 KG Gepäck durch Wühlsand geackert??? Kein Vergnügen! Dann hatte ich die Faxen dick. Also das Garmin noch mal befragt: Aha, etwas rechts von uns scheint der R 1 zu sein, also nichts wie hin. Gewundert habe ich mich, dass der R 1 zwei Anbindungsohren hat. Dann stellte sich heraus: Das ist nicht der R1 sondern die A 9 von Berlin nach Nürnberg. Genau so blau unterlegt wie der Radweg. Wir haben dann darauf verzichtet als Meldung im Verkehrsfunk aufzutauchen ... 2 Radfahrer auf der Überholspur der A 9 zwischen den Anschlussstellen... Wir zogen es vor, noch 2 Km Wühlsand zu bewältigen. Jetzt sitzen wir am Schwielowsee draußen bei noch immer über 20 Grad und strahlend blauem Himmel.
Und morgen heißt es: Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!!!

Dienstag, 17. Mai 2011

Königsetappe, die 7.

Königsetappe, die 7.
Von Nienburg/Saale in die Lutherstadt Wittenberg, ca. 82 Km, 4.33 Std. im Sattel.
Es gibt immer wieder interessante Menschen! So auch die Wirtsleute des Hotel "Saaleaue" in Nienburg. Sie führen ein Geschäft für Feuerwerke zu jedem erdenklichen Anlass. Ganz nach Belieben für 1.000,-- bis 100.000,-- Euro. Auch Festbeschallungen kann man buchen. Dann haben sie das ziemlich marode Hotel gekauft und renovieren es weitgehend in Eigenleistung. So waren wir die einzigen Gäste. Da das Restaurant noch nicht in Betrieb ist, bestellten wir tel. beim Griechen unser Essen, bekamen Besteck und Teller und konnten das angelieferte im Hotel verspeisen. Nach dem üppigen Frühstück ("machen Sie sich gerne auch ein paar Brote für unterwegs") ging es Richtung Wittenberg. Unser Begleiter Uli, ein Fliegerkollege von Hansi bog auf den Saaleradweg ab und wird hoffentlich wie geplant mit dem Zug nach Hause gefahren sein. Wir hatten eine super Woche zusammen. Auch heute war kein Regenzeug erforderlich, die paar Tropfen störten nicht, über den Wind brauche ich mich anscheinend gar nicht mehr zu äußern: Wohltuend stramm aus West wie jeden Tag. Und das seit nun genau einer Woche! Unfassbar. Auf und neben dem Elbedeich ging es dahin. Die Hallo-wach-Rüttelstrecken mit den üblen Katzenköpfen (auf Deutsch Kopfsteinpflaster) blieben uns erhalten, so dass wir gratis eine Ganzkörper-Rüttelmassage bekamen. Durch das Biosphärenreservat Mittlere Elbe zu radeln ist einfach Klasse. Noch nie habe ich so viele Nachtigallen gehört wie heute! Manchmal konzerteten drei gleichzeitig ihre unverwechselbaren Melodien zu uns herüber. In der Lutherstadt Wittenberg fuhren wir mit Glockengeläut von Luthers Marienkirche auf den Marktplatz ein. Ob die Glocken extra für uns läuteten wissen wir allerdings nicht... Lucas Cranach der Ältere lebte viele Jahre hier, auch die Altarbilder sind 1547 von ihm gemalt und sehr gut erhalten. Die Jugendherberge liegt ca. 100m vom Marktplatz entfernt in den Schlossgebäuden und wurde erst 2007 eröffnet. Ach ja, die Salben... Was soll ich spektakuläres dazu schreiben? ? ? Hansi hat geschätzt ca. 2 KG Döschen, Tuben und sonstige Behältnisse mit Cremes und Salben und und und... für alle Eventualitäten dabei, ich immerhin 1 Tube mit 75 Gramm. Und was soll ich sagen: DAS GANZE ZEUG SCHLUMMERT UNANGETASTET IN UNSEREN PACKTASCHEN STILL VOR SICH HIN UND SETZT WAHRSCHEINLICH LANGSAM PILZ AN!!! Ha, wer hätte das gedacht??? Wir auch nicht.

Montag, 16. Mai 2011

Königsetappe, die 6.

Königsetappe, die 6.
Die Übernachtung im Cyriakushaus in Gernrode war voll o.k. Abends wollten wir noch etwas an Kalorienvorrat auffüllen und fuhren 2 Km zum"Auerhahn". Als wir die Räder abschlossen erschien der Wirt und erkundigte sich nach unserem Begehr. Dass wir etwas essen wollten stellte ihn vor große Probleme: Küche schon zu, immerhin war es schon nach 20.00 Uhr. Wir unterhielten uns eine ganze Weile und er meinte, wenn alle 2 oder 3 Tage ein paar Gäste auftauchen wäre es nicht so einfach... Ja, solche Städte wie Quedlinburg oder Wernigerode ziehen halt die Massen an. Also war eine Pizzeria die letzte Rettung. Dort wurden wir dann zügig bedient, die Preise waren Centgenau: Pizza 5,84 Euro, 5 Sorten Bier 1,88 Euro. Wir studierten die Biersorten nach dem System, welches nehmen wir denn nun? Da klärte uns die Bedienung auf: "Bestellen können sie alle Sorten, bringen werde ich Radeberger." Na bitte, dann war uns die Entscheidung ja auch abgenommen.Heute nun haben wir die Harzberge verlassen und uns in die sachsen-anhaltinische Ebene hinuntergerollt. Ha, und endlich, endlich lief der 2-beinige Dieselantrieb mit ein ganz klein wenig Wasserkühlung. Aber nur so viel, dass wir unser Regenzeug noch nicht einmal auspacken mussten. Und der Wind!!!Petrus oder doch Energie-Bürgermeister Wilfried Roos sei erneut Dank gesagt: Die leichten Regenschauer wurden von heftigsten Böen vorangepeitscht und, natürlich aus Westen. Auf einer Anhöhe pfiff es derart, dass wir mit 35 - 40 (!) Kmh voran kamen. Jäh gebremst von der nächsten Einfahrt in ein abgelegene3s Nest mit den alten (oder doch schon neuen) Kopfsteinpflastersteinen der übelsten Sorte. Man steht hier auf holprig, die Räder leiden still vor sich hin und wir sind abends nicht gerädert aber gerüttelt. Den ganzen Tag hören wir Nachtigallen singen, eine erquickliche Begleitmusik. Auch jetzt gerade feuert mich eine mit ihrem unnachahmlichen Gesang zum schreiben an. Oh, jetzt ist der kleine Bericht doch etwas länger geworden und ich kann auf das Thema: Welche Salbe braucht welcher Hint... leider nicht mehr eingehen... Das Thema wird also erneut verschoben.

Königsetappe, die 5.

Königsetappe, die 5.
Frohen Mutes verlassen wir Goslar und streben auf dem R 1 Richtung Wernigerode und weiter nach Bernrode, ca.77 Km. So wie wir drauf sind sollte das kein Problem sein. Aber dann!!! Wahrscheinlich extra für uns Weitfahrer wurden etliche Km des R 1, die durch die herrlichen Buchenwälder des Harzes führen mit neuem Schotter belegt! Und wenn ich sage Schotter, dann meine ich nicht etwa feinen Split sondern rasiermesserscharfe Gesteinsbrocken mit 2-7 cm Durchmesser. Sieht gut aus ist aber für Fahrräder eine Tortur. (Für die Fahrer auch.) Was sind wir froh, dass wir die "unplattbaren" Reifen von Schwalbe drauf haben. Auf solcherart gestaltetem Untergrund schafft man locker 8-9 Km/h. Die erforderliche Konzentration ist die ganze Zeit auf höchstem Level, gerade bei bei den steilen Abfahrten, denn wer küsst schon gerne ein breit grinsendes Schotterbett aus 1,80 m Anflughöhe??? Wir jedenfalls nicht! Also hat man abends den Eindruck mindestens ca. 200 Km gefahren zu sein. In Wernigerode hat der Aufschwung OST richtig zugeschlagen: jedes Fachwerkhaus erstrahlt im neuen Glanze. Eine absolut sehenswerte Stadt.
Alle warten nun schon seit Tagen auf die Leidensberichte aus unseren Sitzregionen, oder etwa nicht?? Ich spann Euch alle noch ein wenig auf die Folter und berichte morgen über dieses spektakuläre Thema...

Königsetappe, die 4.

Königsetappe, die 4.
Einbeck!!! Da im Westen gelegen sind hier die warmen Geldregenschauer des Aufschwunges Ost nicht nieder gegangen. Und trotzdem findet man hier mit viel Liebe zum Detail Straßenzügeweise restaurierte Fachwerkhäuser aus mehreren Jahrhunderten. Es ist einfach traumhaft, auf dem Marktplatz zu sitzen und das jetzt gerade aktuelle Einbecker Ur-Maibockbier zu genießen. Sollte noch jemand der Meinung sein, die Bayern hätten das Bockbier (6,2 Umdrehungen) erfunden, der I R R T ! Es waren, na wär wohl??? Die Einbecker. Gut, dass unser Hotel fußläufig zu erreichen war...

Königsetappe, die Dritte!

Königsetappe, die Dritte!
Was haben wir super im Heu geschlafen! Und Ina Schmidt, die Heuhotelwirtin hat uns ein total üppiges Frühstück gezaubert: vom Feinsten!!! Und dann der Tag heute, 85 Km. Wir wissen gar nicht, bei wem wir uns nun bedanken müssen: bei Petrus oder hat doch schon unser Energie-Bürgermeister Wilfried Roos bereits seine Hände im Spiel??? Jedenfalls fuhren wir ständig mit Windkraft aus Westrichtung und konnten so die herrlichen Höhenzüge des Weserberglandes genießen. Dann haben wir bei Holzminden die Weser überquert, die Fähre war aber nicht da! Was nun?? Schwimmen mitsamt den schweren Fahrrädern?? Schwieriges Problem, einfache Lösung: ab über die Brücke... Nachtrag zu gestern: Wir sind vom Heuhotel (natürlich per Rad) 5 km nach Steinheim gefahren um uns den Bauch in einer Pizzeria zu füllen. Nimmt man zu solch kurzem Ausflug Regenzeug mit? Natürlich nicht! Wir saßen gut im Trockenen da ging der Regenguss schon los und wir überlegten, wo wir Schwimmflossen her bekommen um in unser Heulager zurück zu schwimmen. Aber wir Glückspilze fuhren nach einer Stunde zwar auf nasser Straße aber ohne einen weiteren Tropfen Regen zurück. Bisher also: ALLES SUPER!!!

Königsetappe, die Zweite

Königsetappe, die Zweite
Obwohl die Strecke heute mit ca. 61 Km nicht sonderlich lang war, mussten wir doch recht kräftig in die Pedalen treten um die Höhen des Teutoburger Waldes zu erklimmen. Mein 2-beiniger Dieselantrieb hat aber bestens gearbeitet. Zeitweise fuhren wir über schmalste und holprigste Waldwege des Hermannsweges. So kamen wir dann direkt bei den Externsteinen vorbei. Hansi versuchte heute gleich zwei mal herauszufinden, ob sein Fahrrad auch stabil ist. Bei beiden (harmlosen) Stürzen blieben aber nicht einmal Schrammen zurück. Jetzt (22.40 Uhr) geht es ins Heu. Gut, dass wir keine Allergiker sind.

Königsetappe, die erste!!!

Königsetappe, die erste!!!
Wie Königsetappe? Nach Bielefeld und dann Königsetappe??? Natürlich, jede Etappe ist eine
(Hansi-) König setappe. Wir werden ca. 22 Königsetappen fahren, nicht nur eine wie bei der
Franzosentour de Doping! .-.-. Wir sind noch total überwältigt von der Verabschiedung vor
dem Rathaus. Unglaublich, mit so einem umfangreichen Programm hatten wir nicht gerechnet.
Vielen Dank allen, die uns mit guten Wünschen auf den Weg geschickt haben!!! Wir hatten die
Grevener Str. in Saerbeck noch nicht verlassen, da ging es schon los... Meine
Wasserflaschenhalterung sank danieder und ich dachte schon: wenn wir jeden Km eine Panne
haben dann werden es bis ans Ziel ca. 1.600 Pannen. Na, dann prost Mahlzeit! Ein
freundlicher Bewohner des Eschgarten 2 half mit einem Inbusschlüssel aus, so dass wir nicht
mal unser Werkzeug aus den Abgründen unsere Gepäcktaschen ausgraben mussten. Nach 5 Min. ging es weiter. An der Saline in Bad Rothenfelde gönnten wir uns eine ausgiebige Pause und
rollten dann gemächlich in Bielefeld ein.

Tagesberichte

Leider ist der 1. Bericht von Heri verschwunden, muß wohl im Rahmen der letzten Wartungsarbeiten passiert sein..aber wir versuchen es weiter.

Freitag, 6. Mai 2011

Blog ist geöffnet

Dieser Blog wurde eröffnet, um jedem Gelegenheit zu geben, unsere Erfahrungen / Erlebnisse zu kommentieren. Dazu muß man sich nicht anmelden, sondern kann direkt schreiben.