Montag, 6. Juni 2011

Keine Königsetappe, kein radeln, nur noch feiern!!! Schlussbericht

So, das letzte Stündlein meiner Berichterstattung beginnt zu schlagen. Zu Hause in Saerbeck, an der eigenen Tastatur. Saerbeck hat uns wieder seit 14.00 Uhr. Begonnen hat der allgemeine Aufbruch der fliegenden Gemeinschaft um 3.15 Uhr heute morgen. Pünktlich um 4.00 Uhr verließ der Bus nach inniger Verabschiedung durch die zahlreichen Gastfamilien den Platz vor der riesigen Kirche und dem Rathaus in Rietavas. Der Flughafen der lettischen Hauptstadt Riga war nach ca. 4 Std. erreicht, der Ryanair-Flieger (Boing 737-800, 198 Sitzplätze) startete vollbesetzt und pünktlich Richtung Weeze/Niederrhein. Für mich immer wieder faszinierend ist die Schubkraft, die dieses 100 Tonnen schwere Fluggerät schneller beschleunigt als ein Porsche es kann! Wir waren noch nicht mal 1 Std. zu Hause, da tat sich ein gewaltiges Gewitter auf und innerhalb einer halben Stunde kamen 10 Liter/qm Regen auf die ausgedörrte Erde runter. So etwas haben wir in den vergangenen 3 Wochen während wir auf dem Fahrrad saßen nicht erlebt. Aber das ist ja nur die Schilderung vom Rückreisetag. Es gab ja auch noch Tage vorher seit meinem letzten Eintrag!!! Der Freitag begann mit einer festlichen Messe um 10.00 Uhr. Zum Schluss wurden Hansi und ich zum Altar gebeten und wir konnten die beiden Schecks von der Sparkasse Saerbeck und der Volksbank Saerbeck überreichen. Es sind unglaubliche (über) 3.000,-- Euro (Dreitausend!!) an Spenden und „km-Sponsorengeldern“ für die Arbeit im Altenheim in Rietavas zusammen gekommen!!! Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, mich bei Allen, die dazu beigetragen haben ganz ganz herzlich zu bedanken. Wir hätten nie gedacht, dass so eine große Summe zusammen kommt!!! Der feierliche Festakt anläßlich des 10-jährigen Bestehens der Partnerschaft zwischen Saerbeck und Rietavas und des 5-jährigen Bestehens der Partnerschaft zwischen Rietavas und der lettischen Stadt Gulbene enthielt viele Ehrungen für Menschen, die sich um diese Freundschaften verdient gemacht haben. Eine besondere Ehrung wurde unserem Bürgermeister Wilfried Roos und dem langjährigen Vorsitzenden des Partnerschaftsvereins Hermann-Josef Willebrandt zuteil: Sie wurden beide zu Ehrenbürgern von Rietavas ernannt!!! Nachmittags wurden wir dann mit einem hochklassigen Konzert von verschiedensten Musikern aus Rietavas verwöhnt. Wir sind sehr beeindruckt von der hohen Qualität der Vortragenden. Bei mir rief besonders der Auftritt eines ca. 10-jährigen Jungen eine Gänsehaut nach der anderen hervor, der mit unglaublichem Stimmvolumen die Zuhörer zum Luft anhalten brachte! In Sachen Kultur steht Rietavas auf einem ganz hohen Niveau. Abends ging dann die Party ab… Für mich als begeisterten Tänzer ein totales Highlight. Ich möchte mich bei allen Tanzpartnerinnen entschuldigen, die ich vielleicht etwas aus der Puste gebracht habe… Nach kurzer Nacht wurde am Samstag feierlich das Jugendheim eröffnet. Es erstrahlt in vollem, neu renovierten Glanz und bietet für die offene Jugendarbeit eine hervorragende Grundlage. Und Direktorin ist die in Saerbeck noch sehr gut bekannte Virginia, die hier ein Jahr bei der Kolpingfamilie mitarbeitete, perfekt Deutsch spricht und vor Ideen nur so übersprudelt. Sie wird das Jugendheim sicher auch mit dem bei uns in Saerbeck erworbenen Wissen erfolgreich leiten. Wo wir gerade bei dieser äußerst sympathischen Virginia sind. Verehrte Leserschaft, könnt ihr Euch eigentlich vorstellen, was es bedeutet, wenn eine große Festversammlung aufeinander trifft, die so grundverschiedene Sprachen wie Deutsch und Litauisch spricht? Hier sind Dolmetscher gefragt, die rund um die Uhr ansprechbar sind. Eine war Virginia, die ihre in Saerbeck erworbenen und durch ihr Germanistikstudium vertieften Deutschkenntnisse perfekt anwenden konnte, die zweite war Vaida Wünsche, den Saerbeckern ja allen bekannt. Die nicht zu unterschätzenden umfangreichen Ansprachen der Offiziellen jeweils zu übersetzen ist eine großartige Leistung, die man gar nicht hoch genug einschätzen kann. Zum Teil hat Vaida dann auch noch die lettischen Ansprachen übersetzt. Da sie nicht die lettische Sprache spricht wurde dieses dann auf russisch abgehandelt. Vaida, alle Achtung vor Deiner Leistung. Spassiva und Ačiū!!! Ich kann gar nicht alle Punkte schildern, die wir erlebten. Die nicht dabei waren, haben wirklich etwas verpasst. Bei einem reifenquietschenden Auto-Geschicklichkeitsrennen jagten aufgemotzte und getunte Hoch-PS-Flitzer über den vor dem Rathaus gesteckten Parcours und die Bürgermeister von Saerbeck, Rietavas und Gulbene sowie Vaida Wünsche „durften“ als Beifahrer einmal mitfahren. Vaida blieb auch nichts erspart… Und Harald fragt sich wahrscheinlich, warum Vaida mit blauen Flecken übersät nach Hause kommt. Eine Saerbeck-Allee (Zarbeko-Aleja) gibt es nun auch in Rietavas, feierlich wurde das Straßenschild von Wilfried Roos und Antanas Cerneckis enthüllt. Abends dann das gemütliche Beisammensein mit unseren gastgebenden Familien und wir dürfen sagen: Freunden! Aus meiner Sicht: Leider wurde nicht mehr getanzt… Gegen 22.00 Uhr brachen die beiden Kleinbusse Richtung Saerbeck auf mit der wertvollen Fracht unserer Friedensreiter-Drahtesel beladen. Ich darf zurück schauend sagen, dass diese Reise mit dem Fahrrad über die weite Strecke ein einmaliges Erlebnis war. Die vielen Kontakte mit fremden Menschen, die wir erlebten, die herzliche Begrüßung in Jastrowie/Polen (Partnerstadt von Steinfeld), als uns Radler des Vereins „Stramme Kette“ erwarteten, die herzlichen Empfänge in Choinice (Partnerstadt von Emsdetten) und überwältigend in Rietavas werden uns immer im Gedächtnis bleiben. Wir leben in einer glücklichen Zeit, können Grenzen problemlos überwinden, dürfen und sollen Kontakte schließen mit Menschen in anderen Ländern, gewinnen Freunde, wir müssen uns nur dazu aufraffen und diese Gelegenheiten beim Schopf fassen. Sind wir uns eigentlich bewusst, wie gut es uns geht??? … Morgen werde ich mal wieder das vernachlässigte Rennrad satteln und zur „Entspannung“ über den Teuto fahren, ich bekomme sonst Entzugserscheinungen… Mich wundert, dass mein müdes Haupt nicht schon auf die Tastatur gesunken ist und ich still vor mich hinschnarche. Aber die Euphorie, die das Erlebte (nicht nur) bei mir ausgelöst hat, hält mich munter. Haltet Euch auch so. Und Dank an alle treuen Leser, die auch diesen letzten meiner Berichte noch bis hierhin in sich aufgenommen haben!Nun ist es Montag, 00.41 Uhr und ich sage ganz leise: Gute Nacht

1 Kommentar:

  1. Hallo ihr tapferen Radler! Unser Weg kreuzte sich in der Nähe von Dessau/ Wörlitzer Park. Ich (weiblich) war auf dem Weg nach Dresden. Die Idee zu solch einer Radtour fand ich faszinierend. Zu Hause angekommen, verfolgte ich täglich eure Tour. Die Stecke durch Polen - ich konnte die herrliche Natur fühlen und sehen - Wir waren 2005 und 2006 zum Urlaub in Polen. Herrlich, kann ich nur jedem empfehlen mal hinzufahren.
    Herzlichen Glückwunsch an eure Gesundheit und eure Bikes. Tolle Leistung.
    Vlg. Regina aus Dresden.

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