Sonntag, 29. Mai 2011

Königsetappe, die 19.

Von Frombork nach Kaliningrad, 74 km, 3.34 Std. im Sattel
Nun haben wir der EU den Rücken gekehrt für 2 Tage und sind in der russischen Enklave Königsberg gut angekommen. Königsberg!!! Und dann mit dem Fahrrad!!! Schon wieder so ein Highlight nach rund 1.400 km. Auf super zu befahrender Straße, Wind wie immer, war die EU-Außengrenze nach 20 km erreicht. Nach 5-maliger Pass- bzw. Pass/Zollkontrolle waren die Formalitäten in 40 Min. erledigt und wir waren in Russland. Immer wieder blinzelte das Frische Haff mit der Nehrung am Horizont durch die Bäume und mit einem Schnitt von fast 21 kmh, erreicht trotz Schieben beim Grenzübertritt und beim vorsichtigen Durchfahren der Innenstadt von Königsberg. Immerhin leben hier 422.000 Menschen. Wir werden also immer schneller mit unseren Tretomobilen! Da Königsberg im Krieg schwer geschädigt wurde sind nur ganz wenige historische Gebäude erhalten. Der Dom war ebenfalls von britischen Bomben stark beschädigt und die Ruine wurde dann ab 1992 wieder restauriert und aufgebaut. Ein gelungenes Beispiel für die Entwicklung nach der Perestroika. Mehr dazu unter: http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6nigsberger_Dom Es ist ja kaum zu glauben, aber Hansis Technik funktioniert tatsächlich auch in Russland. Meine leisen Zweifel gestern waren absolut unbegründet. So könnt Ihr Eure Gute-Nacht-Lektüre wie gehabt geniessen, sogar eine Stunde früher, denn wir müssen hier die Uhr um diese Stunde vorstellen. Wir frühstücken morgen bereits um 7.00 Uhr MESZ. Bei unserem Stadtbesichtigungsgang pirschte ich mich mehrfach vergeblich an mich freundlich anlächelnde Geldautomaten heran, ließ diese meine EC-Karte verschlucken und dann taten sie so, als wollten sie mir dienlich sein. Die Geheimzahl wurde mir auf deutsch oder englisch entlockt, sogar einen Betrag durfte ich in Auftrag geben, mit dem ich dann ein bescheidenes Abendmenue hätte bezahlen können. Aber dann! Angewidert spuckte ein Automat nach dem anderen meine Karte aus mit fadenscheinigen Begründungen: Karte nicht gültig, Betrag von ihrer Bank abgelehnt (Ich muss meine ehemaligen Kollegen mal fragen, ob sie ihre Finger im Spiel hatten...) u.ä. Wir sahen uns schon mit hungrigen Mägen schlaflos auf der Matratze winden oder vor lauter Not den Putz von der Wand fressen, auch das Abnagen der Tischkante wurde schon ernsthaft nin Erwägung gezogen, da leuchtete uns doch, als ehem. Sparkassenleiter wage ich es kaum zu schreiben, das Zeichen einer Volksbank einladend an. "Hansi, das ist mein letzter Versuch, danach kannst Du Deine Karte testen." Doch, oh Wunder, ohne langes Zaudern schob mir dieser freundliche Automat doch glatt 4000 Rubelchen durch Geldschlitz und fraß zudem nicht die Karte begierig auf, nein, mit freundlichem Blinken konnte ich sie wieder entnehmen und in den Abgrundtiefen meines Geldaufbewahrungsbehältnisses verschwinden lassen. Ha, der Abend war gerettet! Hungrig wie die Wölfe wären wir beinahe im Gasthof zur Goldenen Möwe gelandet. Wie, ihr kennt nicht die Goldene Möwe??? Manche nennen es auch MC Donalds oder so. Aber gerade rechtzeitig strahlte uns das Wörtchen Pizza entgegen, in für uns leserlichen Buchstaben. Man kommt sich schon ziemlich als Analphabet vor hier in Russland. Dazu ein halbes Literchen echtes tschechisches Budweiser Bier und das seelische Gleichgewicht war wieder hergestellt. Die Garmins werden hier natürlich immer wertvoller, man kann ja nicht mal die Straßennamen lesen! Morgen nun noch einmal eine kurze Etappe, wir übernachten auf der Kurischen Nehrung noch im russischen Teil, bevor es dann übermorgen über Nidda (bereits Litauen) nach Klaipeda, früher Memel geht. So, wie wir drauf sind könnten wir eigentlich weiter fahren bis St. Petersburg! Aber nu mal nicht größenwahnsinnig werden...wa? Wir sehen uns bald!!! Gutes Nächtle.

2 Kommentare:

  1. Pizza & Budweiser in Kaliningrad?
    Da hätte ich aber Königsberger Kopse und Kwas erwartet... ;-)

    Bitte schreibt morgen mal etwas über die Wegbeschaffenheit und Verkehrsdichte auf der Staße von Köningsberg an die Küste nach Selenogradsk/Cranz).
    Das scheint im Vergleich zum originalen R1 Weg (über Swetlogorsk/Rauschen) eine passable Abkürzung zu sein.

    Viel Spaß noch, euer Ziel ist ja gleich um die Ecke.

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  2. Hallo ihr Friedensreiter,
    ich habe am Dom ein Bild vom Kantgrab vermisst, aber sonst habe ich vieles wiedererkannt.viel Glück bei dem suchen nach dem Fliegermuseum, bin gespannt was es da zu sehen gibt. Wir fliegen ja morgen und wir freuen uns auf ein wiedersehen in Palanga.
    Gruß Brigitte und Bernd

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